Urmilch: umstrittener Trend im Kühlregal

Urmilch erobert die Kühlregale. Sie soll gesünder und auch bei Laktoseintoleranz verträglich sein. Doch diese angeblichen Vorteile sind äußerst fraglich.

Früher gaben alle Kühe Urmilch.

Herkömmliche Kuhmilch hat viele Flecken auf ihrer einstmals weißen Weste bekommen. So wird sie inzwischen mit der Entstehung einer ganzen Reihe von Erkrankungen in Verbindung gebracht. Laktoseintolerante, deren Zahl sich mehrt, machen ohnehin einen großen Bogen um ihren Konsum. Nun macht eine neue Milch von sich reden: die Urmilch, auch A2-Milch genannt.

Was Urmilch unterscheidet

Der Unterschied zwischen der herkömmlichen Kuhmilch namens A1 und der A2-Milch ist gering: anders ist einzig die Zusammensetzung der Aminosäuren im Milcheiweiß Beta-Kasein. Während bei der A1-Milch Histidin an einer bestimmten Stelle in der Aminosäurenkette parkt, tut das bei A2-Milch die Aminosäure Prolin. Das ist übrigens auch bei Milch von Ziegen oder Schafen der Fall.

Früher gab es nur A2-Milch

Bevor Hochleistungskühe gezüchtet wurden, gab es nur Urmilch. Denn die damaligen Kühe gaben alle einzig A2-Milch. Erst durch die umfangreichen Züchtungen änderte sich die genetische Ausstattung der Wiederkäuer: A2-Milch wurde zur Mangelware. Die allermeisten heutigen Kühe hierzulande, die Holstein-Kühe und das so genannte Fleckvieh, produzieren nunmehr A1-Milch. Denn ihr Erbgut gibt keine A2-Milch mehr her. Die „neue“ Milch ist also gar nicht neu, sondern uralt. Weshalb sie eben auch Urmilch heißt.

Am neuen Stern im Milchhimmel ist wenig dran

Was die Untersuchungen über die Urmilch zu Tage fördern, ist dürftig. Die Ergebnisse aus Studien sind sehr uneinheitlich und zudem oftmals nicht vertrauenswürdig, da methodische Mängel bestehen. Entsprechend können Ernährungswissenschaftler derzeit keine Empfehlung für die A2-Milch aussprechen. Fehlanzeige auch was die Verträglichkeit bei einer Laktoseintoleranz angeht: Urmilch ist hier mitnichten besser, denn ihr Gehalt an Milchzucker, der Laktose, unterscheidet sich nicht von der herkömmlichen Kuhmilch.

Fazit: Die neue alte Milch ist keineswegs die bessere Milch. Der Hype um sie ist zwar groß, dürfte jedoch bald wieder abflauen. Sollten weitere Untersuchungen der Urmilch keine positiven Wirkungen bescheinigen, trinken wir weiter unsere A1-Milch.

Foto: © Janusz Klosowski / pixelio.de
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