Armut geht auch körperlich ans Herz

Armut ist auch in Deutschland ein Risiko für die Herzgesundheit. In sozial schwachen Schichten treten Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich häufiger auf.

Armut birgt Gefahren für das Herz.

Internationale Studien kommen zu einem traurigen Fazit. Nämlich, dass Menschen aus sozial benachteiligten Verhältnissen zwei- bis dreimal häufiger einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden als Bessergestellte. Zudem erholen sie sich trotz weitgehend gleicher Behandlung im Krankenhaus schlechter. „So verkürzt ein Herzinfarkt das Leben der Betroffenen in ärmeren Bevölkerungsschichten um rund fünf Jahre. Patienten mit höherem Einkommen verlieren nur etwa dreieinhalb Jahre“, so Privatdozent Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut in Berlin. Insgesamt verkürzt Armut in Deutschland die Lebenserwartung um mehr als fünf Jahre. Betrachtet man ausschließlich die Lebensjahre, die in guter Gesundheit verbracht werden, so beträgt der Verlust sogar mehr als zehn Jahre.

Welche Gefahren Armut birgt

Ärmere Menschen rauchen in Deutschland häufiger und sind eher übergewichtig. Sie ernähren sich ungesünder und haben häufiger Bewegungsmangel. Weiterhin gehen sie seltener zum Arzt und reagieren später auf gesundheitliche Beschwerden. Zum Teil sind sie auch am Arbeitsplatz ungesunden Belastungen ausgesetzt. Es gibt darüber hinaus psychische Stressoren. Dazu zählt Dr. Lampert beispielsweise hohe Arbeitsanforderungen in Kombination mit geringer Selbstbestimmung. Experten sprechen hier von „Job Strain“. Aber auch „Gratifikationskrisen“ erhöhen das Herzinfarktrisiko. Solche entstehen durch das empfundene Missverhältnis von persönlichem Engagement am Arbeitsplatz und dem gezahlten Lohn oder das fehlende Lob durch Kollegen und Vorgesetzte. Vielen ärmeren Menschen fehlt es zudem an sozialen Kontakten. Diese sind wichtig, um in schwierigen Situationen Rückhalt zu haben. Der Verlust des Partners oder des Arbeitsplatzes führten bei ihnen schneller zu Lebenskrisen und Angst.

Sozialer Stress als Risikofaktor

Auch Stresserfahrungen in Kindheit und Jugend können die Ursache für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Zu den Belastungen, die für Kinder das Infarktrisiko im Alter erhöhen, zählen Konflikte in der Familie, Misshandlungen, traumatische Erlebnisse und emotionale Vernachlässigung. Die Kindheit ist eine kritische Phase, in der Handlungsmuster erlernt werden und der Körper auf eine vermehrte Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Kortison geprägt wird. Diese Hormone werden für die Schädigung der Blutgefäße mitverantwortlich gemacht, die im Alter zur Gefäßverkalkung führt.

*T. Lampert: Psychosozialer Stress durch Armut: Folgen für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Aktuelle Kardiologie 2018; 7 (5); S. 373–378
Foto: © Mell Image – Fotolia.com
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