Blutdruckkontrolle? Macht Ihr Frisör

Einmal schneiden, föhnen und dazu Blutdruck senken. Aber gerne. In einer US-Studie hat das der Frisör mit großem Erfolg hinbekommen.

Beim Frisör lässt sich gut über die Gesundheit reden.

Der Besuch beim Frisör ist meist eine gute Gelegenheit, in entspannter Atomsphäre über alles Mögliche zu plaudern. Auch über die Gesundheit. Bingo sagten sich Kardiologen aus Kalifornien. Da lässt sich doch auch einmal über den Blutdruck reden und wie es um den denn so steht.

Wo sonst spricht und ist man, vor allem auch Mann, so offen? Kennt einen ja schließlich keiner wirklich.

Treffpunkt Frisör: das macht locker

Wieso Blutdruck kontrollieren lassen? Mir fehlt doch nichts … Das meinen leider viele, in den USA und bei uns. Bis dann der Bluthochdruck diagnostiziert wird. Eine US-Studie zeigt jetzt, dass der soziale Treffpunkt Frisör genutzt werden kann, um die Blutdruckkontrolle zu verbessern*. Das geht so: Die Frisöre wurden angehalten, mit ihren Kunden über das Problem Bluthochdruck zu reden und zu einem Treffen mit einem Apotheker einzuladen. Dieser Apotheker suchte einmal im Monat den betreffenden Frisör auf, um bei den Kunden den Blutdruck zu messen und Medikamente zu verteilen. Wie erfolgreich diese Strategie sein kann, zeigen die Ergebnisse der Wissenschaftler aus Los Angeles.

Über die Frisöre wurden 319 afroamerikanische Männer kontaktiert, bei denen der obere systolische Blutdruckwert zu Beginn der Studie im Durchschnitt bei 152,8 mmHg lag. Sie hatten entsprechend ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall. Sechs Monate später war der Blutdruck im Durchschnitt auf 128 mmHg gesunken. In einer zweiten Gruppe hatten die Frisöre ihre Kunden nur über die Risiken informiert und sie dringend ermahnt, ihren zu hohen Blutdruck vom Hausarzt behandeln zu lassen. Auch in dieser Gruppe wurde der Blutdruck nach sechs Monaten gesenkt.

Gutes Vorbild für Deutschland

Für deutsche Experten – wie auch Prof. Dr. Hoyer, Direktor der Klinik für Nephrologie am Universitätsklinikum Marburg – zeigt diese Studie, dass es wichtig ist, die Betroffenen in ihrer gewohnten Umgebung anzusprechen und einen niedrigschwelligen Zugang zur Blutdruckkontrolle zu ermöglichen. „Durch das Gespräch mit dem Frisör wird der Bluthochdruck zu einem Thema im Alltag“.  Die Betreuung durch den Apotheker hat sicherlich die Bereitschaft gefördert, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren, „obwohl man sich eigentlich gesund fühlt“, so Prof. Hoyer weiter. Ähnliche Modelle kann sich die Deutsche Hochdruckliga durchaus auch für Deutschland vorstellen. Denn: „Auch hier gibt es Betroffene, die nichts von ihrem Bluthochdruck wissen und selten zum Hausarzt gehen“.

* Victor R.G. et al. A Cluster-Randomized Trial of Blood-Pressure Reduction in Black Barbershops. New England Journal of Medicine 2018; doi: 10.1056/NEJMoa1717250 http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1717250
Foto: © stu 12 – Fotolia.com

 

 

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