Broken-Heart-Syndrom – Hilfe in Sicht

Trauer, Liebeskummer – solche starken seelischen Belastungen können zum Broken-Heart-Syndrom führen. Dafür wurden jetzt erstmals auch Ursachen in den Genen entdeckt.

Broken-Heart-Syndrom: Blatt mit Herz.

Brustschmerzen, Luftnot, erhöhte Werte an Herzenzymen im Blut und Veränderungen der Herzstromkurve im EKG – in akuten Fällen deuten solche Symptome zunächst auf einen Herzinfarkt hin. Doch rund fünf Prozent der Patienten mit dieser Verdachtsdiagnose Herzinfarkt leiden tatsächlich an etwas anderem: nämlich am Broken-Heart-Syndrom, zu Deutsch einem gebrochenen Herz.

Diese lebensbedrohliche Funktionsstörung des Herzens geht mit ähnlichen Symptomen einher wie ein Herzinfarkt. Typischerweise tritt das Syndrom nach einer starken seelischen Belastung, wie den Verlust eines geliebten Menschen oder einem traumatischen Erlebnis auf. Davon betroffen sind überwiegend Frauen nach den Wechseljahren. In der akuten Phase erleiden fast ein Viertel der Patienten ernsthafte Komplikationen mit Todesfolge. Wie es zum gebrochenen Herzen kommt, wusste man bislang nicht. Die zugrunde liegenden Mechanismen waren bisher noch völlig unklar und Ansätze zur Behandlung entsprechend wenig erfolgreich.

Durchbruch beim Broken-Heart-Syndrom

Forscher der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) haben grundlegend neue Erkenntnisse über die Ursachen der Herzerkrankung präsentiert*. Sie fanden bisher unbekannte sogenannte Signalwege, die Aufschluss über die Entstehung eines gebrochenen Herzens geben. Diese Befunde beruhen auf Untersuchungen von Stammzellen. Sie wurden aus Gewebe der erkrankten Patienten in der Kulturschale hergestellt – ein komplexes Verfahren der modernen Diagnostik. Wie die Wissenschaftler mit dessen Hilfe feststellten, reagieren die Herzzellen von Patienten mit dem Broken-Heart-Syndrom abnorm empfindlich auf Stresshormone: ihre Sensitivität ist bis auf das Sechsfache (!) des Normalwerts bei gesunden Menschen erhöht. Das erklärt, warum psychischer Stress durch belastende Ereignisse die Herzen der Betroffenen so sehr aus dem Takt bringt. Zudem bestätigte sich die These, dass es beim gebrochenen Herzen auch eine genetische Veranlagung gibt.

Dank der Ergebnisse der Studie der UMG ist nun der Weg zur Entwicklung neuer wirksamer Therapieverfahren geebnet. Darüber hinaus können Personen, die genetisch vorbelastet sind, einfacher identifiziert werden. Die Untersuchung ist damit ein Durchbruch im Verständnis des bis dato wenig erforschten Broken-Heart-Syndroms. Auf Basis dessen ist jetzt Hilfe für die davon Betroffenen in Sichtweite.

Das Takotsubo-Syndrom

Eine andere Bezeichnung für das Broken-Heart-Syndrom ist Takotsubo-Syndrom, kurz TTS. Dieser Name geht zurück auf die beiden japanischen Ärzte Keigo Dote und Hikaru Sato, die das Krankheitsbild des gebrochenen Herzen in den 1990er erstmals beschrieben haben. Die eigentümliche Form der linken Herzkammer bei den betroffenenPatienten erinnerte die Mediziner an die traditionelle, japanische Tintenfischfalle: ein ausgebuchteter Tonkrug mit verengtem Hals, der auf Japanisch Takotsubo heißt …

* Streckfuß-Bömeke K. et al. Catecholamine-Dependent β-Adrenergic Signaling in a Pluripotent Stem Cell Model of Takotsubo Cardiomyopathy. Journal of the American College of Cardiology. ISSN 0735-1097, Vol 70, No 8; August 22; 2017, 975-91.
Foto: © tanito – Fotolia
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