Neue Strategien bei Schlaganfall

Auf der größten internationalen Fachtagung zum Thema im Mai 2018 stellten Experten hoch wirksame neue Therapien bei einem Schlaganfall vor.

Es gibt neue Therapien beim Schlaganfall.

Die WAKE-UP-Studie eröffnet neue Behandlungsmöglichkeiten für Patienten, die im Schlaf einen Schlaganfall erleiden – das betrifft rund 15 Prozent aller Schlaganfall-Patienten. Die POINT-Studie liefert wichtige Daten, welche Medikamente einen erneuten Schlaganfall nach einem leichten Infarkt oder einer kurzen Durchblutungsstörung des Gehirns am sichersten verhindern. Die MEGASTROKE-Studie brachte bisher unbekannte genetische Risikofaktoren des Schlaganfalls ans Licht.

MRT identifiziert Patienten für die Thrombolyse

In der WAKE-UP-Studie* gelang es erstmals, mittels Magnetresonanztomographie (MRT) geeignete Patienten für die Thrombolyse auszuwählen, ohne den Zeitpunkt des Schlaganfalls zu kennen. Etwa, wenn der Hirninfarkt im Schlaf auftritt. Bislang können nur Patienten mit einer Thrombolyse behandelt werden, wenn die Symptome innerhalb des Zeitfensters von viereinhalb Stunden aufgetreten sind. Insgesamt wurden in der Studie 503 Patienten mittels MRT ausgewählt und entweder mit Thrombolyse oder einem Scheinmedikament (Placebo) behandelt. Nach 90 Tagen erreichten 53,3 Prozent der mit Thrombolyse behandelten Patienten ein sehr gutes klinisches Ergebnis. In der Placebogruppe war dies nur bei 41,8 Prozent der Patienten der Fall. „Diese Studie belegt zum ersten Mal, dass Patienten auch bei unklarem Zeitpunkt des Schlaganfalls von einer Thrombolyse profitieren können“, so Prof. Dr. med. Armin Grau, 1. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).

Kombinationstherapie zur Vorbeugung

Die POINT-Studie** zeigt, dass eine Kombinationstherapie signifikant weniger Schlaganfälle, Herzinfarkte oder vaskuläre Todesfälle nach 90 Tagen Behandlung zur Folge hat, als eine Einfachtherapie. An der Studie nahmen 4881 Patienten mit einem leichten Schlaganfall oder einer kurzen Durchblutungsstörung des Gehirns teil.  Sie bekamen entweder eine Kombinationstherapie aus zwei Thrombozytenfunktionshemmern (Aspirin + Clopidogrel) oder eine Einfachtherapie (Aspirin).

Risikofaktoren für Schlaganfall im Erbgut

MEGASTROKE*** ist die bislang größte Untersuchung zur genetischen Veranlagung für einen Hirninfarkt. Sie untersuchte das Erbgut von mehr als 520.000 Personen auf mögliche genetische Risikofaktoren. Die Analyse zeigte insgesamt 32 Genorte, die mit einem Schlaganfall in Verbindung stehen – rund dreimal so viele wie bisher bekannt. Viele der 32 Genorte stimmen mit Erbgutabschnitten überein, die mit anderen Erkrankungen assoziiert sind. Darunter etwa Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder koronare Herzkrankheit. Das heißt: Genvarianten die beispielsweise zu Bluthochdruck führen, kommen auch als Auslöser eines Schlaganfalls in Frage. Überraschend ist jedoch, dass sich für die Hälfte der neu gefundenen Genorte keine Überlappung zu bisher bekannten Risikofaktoren finden lässt. Dies deutet auf neue, bislang unbekannte Ursachen hin, die einen Schlaganfall auslösen – und womöglich auf Zielpunkte neuer Therapien.

*Thomalla G. et al., MRI-Guided Thrombolysis for Stroke with Unknown Time of Onset, New England Journal of Medicine 2018. DOI: 10.1056/NEJMoa1804355
**Johnston S. C. et al. Clopidogrel and Aspirin in Acute Ischemic Stroke and High-Risk TIA. New England Journal of Medicine 2018. DOI: 10.1056/NEJMoa1800410
***Malik R. et al.: Multi-ancestry genome-wide association study of 520,000 subjects identifies 32 loci associated with stroke and stroke subtypes. Nature Genetics 2018 Apr;50(4):524–537. doi: 10.1038/s41588-018-0058-3. Epub 2018 Mar 12.
Foto: © savanna – Fotolia.com
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