Neues zum Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist die häufigste Störung des Herzrhythmus. Eine große Studie Hamburger Forscher liefert nun neue Erkenntnisse zu Risikofaktoren und Geschlechtsunterschieden.

Älteres Paar am Strand: Übergewicht und männliches Geschlecht begünstigen Vorhofflimmern.

Typisches Symptom dieser verbreiteten Herzrhythmusstörung ist ein äußerst unangenehmes Druckgefühl auf der Brust, verbunden mit Atemnot und Schwindel. Diese Beschwerden sind Folgeerscheinungen der stark eingeschränkten Pumpleistung des Herzens. Durch Vorhofflimmern können sich Blutgerinnsel bilden und unter anderem einen Schlaganfall verursachen. Um dies zu verhindern, verschreiben Ärzte den Betroffenen Blutverdünner. Denn sie können die Gefahr von Folgeproblemen wie etwa Schlaganfall um 70 bis 80 Prozent senken.

Männer erkranken früher

Die Wissenschaftler des Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) werteten für ihre Arbeit die Daten von vier europäischen Langzeitstudien aus*. Darin waren insgesamt knapp über 79.000 Männer und Frauen zwischen 24 und 97 Jahren eingeschlossen. Erwartungsgemäß waren die jüngeren Teilnehmer der Studien kaum von Vorhofflimmern betroffen, sondern überwiegend Personen ab 50 Jahren. Wie sich allerdings herausstellte, tritt die Herzrhythmusstörung bei Männern im Mittel etwa zehn Jahre früher auf als bei Frauen: Bei ihnen steigt das Risiko, daran zu erkranken, bereits ab einem Alter von 50 Jahren. Bei Frauen verzeichneten die Forscher einen ähnlichen Anstieg erst zehn Jahre später, also ab einem Alter von 60 Jahren. Im Alter von 90 Jahren war die Häufigkeit bei beiden Geschlechtern wieder ausgeglichen. Insgesamt, so schätzen die Forscher, entwickelt etwa ein Drittel aller Männer und Frauen im Lauf ihres Lebens die Herzrhythmusstörung.

Fettleibigkeit begünstigt Vorhofflimmern

Starkes Übergewicht und Adipositas entpuppten sich im wahrsten Wortsinn als schwerwiegende Risikofaktoren. Was das Herz ebenfalls häufig aus dem Takt zu bringen droht, sind Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit und ein hohes Alter. Typ-2-Diabetes zählte dagegen überraschend nicht zu den Gefahren. Weiterer Befund der UKE-Wissenschaftler: Vorhofflimmern vervielfacht das Sterberisiko. Es ist im Vergleich zum Durchschnitt übriger Gleichaltriger um mehr als das 3,5-Fache erhöht und zwar bei beiden Geschlechtern. Damit ist diese Erkrankung ein bedeutendes Risiko für einen vorzeitigen Tod.

Das Besondere an dieser Studie aus Hamburg ist laut dem Kardiologen Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, dass man darin Vorhofflimmern bei einer enorm großen Gruppe der normalen Bevölkerung untersucht hat. “Noch nie zuvor ist so deutlich gezeigt worden, dass Männer etwa ab 50 und Frauen erst ab 60 erkranken“. Neu sei auch die Erkenntnis, dass Fettleibigkeit ein eigenständiger Risikofaktor ist.

* Magnussen C. et al. Sex Differences and Similarities in Atrial Fibrillation Epidemiology, Risk Factors, and Mortality in Community Cohorts: Results From the BiomarCaRE Consortium (Biomarker for Cardiovascular Risk Assessment in Europe) Circulation 2017: Volume 136, Issue 16
http://circ.ahajournals.org/content/early/2017/10/11/CIRCULATIONAHA.117.028981
Foto: © bacalao / fotolia.com
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