Was eigentlich ist Blutdruck?

Lesen Sie hier, wie der Blutdruck entsteht, was er macht und was es mit den Werten denn auf sich hat.

Blutdruck, was ist das eigentlich?

Kurz gesagt ist der Blutdruck jene Kraft, die unser Blut auf die Wände der Blutgefäße ausübt. Sie wirkt in den Arterien wie in den Venen. Allerdings bezeichnet die Medizin mit dem Begriff Blutdruck stets nur den Druck in den größeren Arterien. Erst durch den Druck auf die Gefäßwände kann das Blut von den großen Arterien auch tatsächlich bis in die kleinsten Haargefäße, die Kapillaren, gelangen. So wird unser Körper bis in den letzten Winkel durchblutet.

Wie der Druck entsteht

Dass Druck auf die Gefäßwände einwirken kann, liegt am Zusammenziehen und Erschlaffen des Herzmuskels. Mit seiner unermüdlichen Arbeit als Druck-Saug-Pumpe erzeugt er den Blutdruck, der innerhalb des Herzens wie auch der großen Gefäße unterschiedlich hoch ist.

Das aus dem Körper in den rechten Vorhof strömende, sauerstoffarme Blut hat einen geringen Druck von einem bis maximal zwei mm/Hg. Sobald das Blut von der rechten Herzkammer in die Lungen gepumpt wird, erhöht sich sein Druck auf etwa 20 mm/Hg. Das sauerstoffreiche Blut, das aus den Lungen in den linken Vorhof zurückkehrt, hat wieder einen niedrigen Druck zwischen drei und vier mm/Hg. Erst bei der Kontraktion, mit welcher der Lebenssaft aus der linken Herzkammer in den Körper gepumpt wird, erhöht sich der Blutdruck auf rund 120 mm/Hg. Dieser lässt sich in allen Arterien des Körpers als so genannter systolischer Druck messen. Zwischen den einzelnen Herzschlägen fließt das Blut durch die Kapillaren und dabei sinkt der Wert auf etwa 80 mm/Hg – der diastolische Druck.

Systolischer Druck

Der Druck, der entsteht, wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und Blut in die Arterien presst. Der Begriff kommt vom griechischen “systole” – zusammenziehen. Der systolische Druck ist an bestimmten Körperstellen wie an den Innenseiten der Handgelenke als Puls zu erfühlen.

Diastolischer Druck

Der Druck, der noch beim Erschlaffen des Herzmuskels, wenn das Blut aus den Venen zurück gesaugt wird, in den Arterien besteht. Der Begriff leitet sich ab vom griechischen “diastole” – ausdehnen. Der diastolische Druck dient dazu, den Blutfluss aufrecht zu halten, wenn zwischen den einzelnen Herzschlägen kein Blut ausgestoßen wird.

Bei der Blutdruckmessung werden der systolische und der diastolische Wert bestimmt. Angegeben ist stets zuerst der systolische und danach der diastolische Druck.

So reguliert sich der Blutdruck

Der systolische wie auch der diastolische Blutdruck müssen sich ständig an die unterschiedlichen Erfordernisse des Alltags anpassen – ein lebenswichtiger Vorgang. Schließlich benötigt unser Körper je nach Situation mehr oder weniger Blut. Und das binnen Sekunden. Dafür, dass das klappt, sorgen ein langsamerer oder schnellerer Herzschlag sowie die Eng- oder Weitstellung der Blutgefäße. Schlägt das Herz langsamer, wird weniger Blut pro Minute in den Kreislauf gepumpt – ausgedrückt durch das Herz-Zeit-Volumen. Nimmt dieses ab, sinkt auch der Blutdruck. Umgekehrt führt ein steigendes Herz-Zeit-Volumen zum Anstieg des Blutdruckes.

Die Eng- oder Weitstellung der Gefäße verändert den Widerstand, der dem Blutstrom entgegenwirkt. Je höher dieser so genannte Strömungswiderstand ist, desto langsamer fließt das Blut. Und desto höher ist der Blutdruck auf die Gefäße. Erweitert sich das Gefäß wieder, sinkt der Strömungswiderstand und damit auch der Blutdruck. Das Verengen und Erweitern der Gefäße – damit die Höhe des Gefäßdurchmessers – spielt mithin ebenso eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Blutdruckes. Er ist darüber hinaus auch vom Blutvolumen abhängig: Ein niedriges Blutvolumen, beispielsweise nach einem hohen Blutverlust, führt zu einer Absenkung des Blutdruckes.

Anpassungen des Blutdruckes sind sehr häufig erforderlich – was uns meist gar nicht bewusst ist: Im Stehen ist beispielsweise ein höherer Blutdruck nötig, als im Liegen. Denn nur so ist der Höhenunterschied zwischen Herz und Kopf zu überwinden. Auch im Schlaf sinkt der Blutdruck ab; während er bei körperlicher Belastung ganz rasch wieder ansteigen muss, um die Muskeln mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Ebenso erfordert psychische Belastung einen Blutdruckanstieg.

Körpereigene Messung

Unser Körper misst den Blutdruck in den Gefäßen rund um die Uhr selbst – die Voraussetzung dafür, dass die Steuerung des Blutdruckes überhaupt und vor allem so schnell funktionieren kann. Zuständig für die permanente Messung sind druckempfindliche Sinneszellen, die so genannten Presso-Rezeptoren. Sie sitzen in den Wänden von Aorta, Halsschlagadern und anderen großen Arterien in Brustkorb und Hals: Sobald eine Gefäßwand durch einen höheren Blutdruck gedehnt wird, erstatten die Presso-Rezeptoren dem Gehirn sofortige Meldung. Über das sympathische Nervensystem kann dann binnen Sekunden der Blutdruck adäquat angepasst werden.

mmHg

Dieses Kürzel kennen Sie sicher. Es erklärt sich so: Die gemessene Höhe des Blutdrucks wird in Millimeter (mm) Quecksilbersäule (Hg) angegeben. Damit wird die Höhe ausgedrückt, die der Blutdruck Quecksilber angeheben würde. Ein Druck von 120 mmHg heißt also, dass der Druck des Blutes das Quecksilber in einem Rohr um 120 Millimeter anheben würde.

Das Vermächtnis von Dr. Riva-Rocci

Dem italienischen Kinderarzt Dr. Scipione Riva-Rocci (1863 – 1937) haben wir übrigens jene Art der Blutdruckmessung zu verdanken, die bis heute üblich ist. Er entwickelte die erste unblutige Methode, um den Blutdruck zu ermitteln. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein war die Messung nur direkt möglich – durch Sonden, die in die großen Körperarterien eingeführt wurden. Ein Verfahren, das verständlicherweise bei den Patienten nicht eben beliebt war und zudem mit hohen Risiken durch Infektionen oder unkontrollierbaren Blutungen einherging.

Erst mit dem von Dr. Riva-Rocci entwickelten Gerät gelang es, den Blutdruck außerhalb des Körpers – eben unblutig – zu bestimmen. Sein Sphygmograph, wie er ihn nannte, bestand aus einer Manschette, die um den Oberarm gelegt wurde und einem Quecksilbermanometer, das den Druck in der Armarterie maß. Der Prototyp des heutigen Blutdruckmessgerätes, wie wir es kennen. Das Einzige, was sich veränderte, ist die Zuhilfenahme eines Stethoskopes. Darauf kam der russische Militärarzt Nikolai Sergej Korotkow im Jahr 1905 und verbesserte damit Riva-Roccis Methode. Nichtsdestotrotz wird nicht ihm, sondern dem italienischen Pionier der Blutdruckmessung zu Ehren bis heute mit RR gedacht – mit diesem Kürzel ist in der Medizin stets der Blutdruck gemeint.

Foto: © Gina Sanders / Fotolia.com
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