Wein – schluckweise Herzgesundheit

In vino sanitas: Trauben in flüssiger Form erfreuen nicht nur den Gaumen, sondern auch die Gesundheit von Herz und Gefäßen.

Wein fördert die Herzgesundheit.

“Wein lässt uns das Herzeleid vergessen (…)”, notierte einst der römische Arzt Galen (129-199 n. Chr.). Ob er damit eher seelisches “Herzeleid” gemeint hat, werden wir nie erfahren. Sicher wissen wir jedoch, dass Wein auch körperliches “Herzeleid” bessert: Er fördert die Gesundheit von Herz und Gefäßen.

Das französische Paradox

Zu Beginn der 1990er Jahre führte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Studie namens MONICA durch. Sie sollte die Gesundheit der EU-Bürger beleuchten. Dabei entdeckte man, dass Herzerkrankungen in Südfrankreich deutlich seltener sind als in anderen Ländern. Das erstaunte insofern, als dass man gerade in dieser Region nicht besonders herzgesund lebt. Es wird üppig und fettreich gegessen und gerne regelmäßig Wein getrunken. Ein Phänomen, das als “french paradoxon” in die Forschung einging. Paradox war der Befund jedoch nur vermeintlich. Des Rätsels Lösung war nämlich bald gefunden: Was die Herzen in Frankreichs Süden so gesund hält, ist der Wein.

Herzschutz im Glas

Der Grund für das französische Paradox haben inzwischen zahlreiche Studien bestätigt und erklärt: Was Wein so gesund macht, ist sein hoher Gehalt an Flavonoiden und Polyphenolen. Dabei handelt es sich um sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe – unter anderem im Dienst zur Gesunderhaltung und Färbung von Pflanzen. Bei Weintrauben sind sie vor allem in den Schalen enthalten. In jenen der roten Trauben umso reichlicher, denn sie bekommen davon ihre rötlichen Farbtupfer.

Von den Flavonoiden und Polyphenolen profitiert vor allem die Gesundheit von Herz und Gefäßen. Deshalb ist Rotwein im Vergleich zu Weißwein auch noch wirksamer zum Herzschutz. Die beiden Weinstoffe verbessern den Fettstoffwechsel: Sie senken das problematische LDL-Cholesterin und erhöhen das nützliche HDL-Cholesterin. Weiterhin schützen sie vor Blutgerinnseln (Thrombosen) und beugen der Verkalkung der Herzkranzgefäße vor. Zudem wird die Durchblutung angeregt. Noch nicht alles: Flavonoide und Polyphenole steigern den Gehalt an Stickstoffmonoxid im Blut. Dieses Gas führt zur Entspannung und Erweiterung der Blutgefäße, was wiederum den Blutdruck senkt.

All diese Effekte machen sich zusammengenommen bestens: Wein senkt das Risiko für koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle um mehr als ein Drittel. Die Gefahr für einen Herzinfarkt reduziert sich um 25 Prozent. Nicht umsonst haben Gesundheitsbehörden wie unter anderem die American Heart Association den Rotwein auf die Liste der Vorbeugemaßnahmen gesetzt – und den Genuss damit zur Therapie erklärt.

Die Dosis macht´s

Trotz aller guten Kräfte des Weins: Im Übermaß kann er zu gesundheitlichen Schäden führen. In Maßen und moderat lautet deshalb die Empfehlung für den Weingenuss. Darüber, was genau das bedeutet, gehen die Meinungen jedoch stark auseinander – entsprechend die angeratenen Mengen. Sie sind besonders von Land zu Land sehr verschieden. Was etwa in Finnland bereits viel zu viel ist, liegt in Spanien und Frankreich noch voll im Rahmen. Einig ist man sich einzig darin, dass Wein stets zu den Mahlzeiten getrunken werden soll.

Weiter helfen könnte eine große Untersuchung von 2011. Sie ergab, dass Abstinenzler ein größeres Gesundheitsrisiko haben. Wer sich regelmäßig sein Gläschen gönnt, senkt sein Risiko für Herz-Kreislauf-Sterblichkeit um 25 Prozent. Die Dosis, um das zu erreichen, liegt bei 200 bis 400 ml Wein pro Tag.

Heilmittel mit langer Tradition

Wein diente seit jeher nicht nur dem Genuss, sondern auch der Gesundheit: Er gehört zu den ältesten Arzneien. Das hat gute Gründe. Denn der Rebensaft kann noch mehr als Herz und Gefäße schützen: Er verbessert den Zuckerstoffwechsel und senkt damit das Risiko für Diabetes, stimuliert das Immunsystem und verbessert die Nierenfunktionen. Wein wirkt zudem antiseptisch. Er hemmt das Wachstum von Bakterien und anderen schädlichen Mikroorganismen. Deshalb ist er eine gute Hilfe bei Darminfektionen. Was bereits die alten Ägypter – ohnehin Freunde eines guten Tropfens – wussten und Wein zur Darmreinigung und gegen Bandwürmer nutzten. Zudem diente er im Land am Nil als Antiseptikum zum Reinigen von Wunden. Auch für die antiken Griechen war der Rebensaft schlichtweg ein Elixier. Die hippokratischen Schriften rühmten ihn “als das Beste, wenn er Gesunden und Kranken unter Beobachtung der richtigen Zeit und Stärke gegeben wird (…)”.

Foto: © markrubens / fotolia.com
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