Darmerkrankungen gehen an die Psyche

Sie sind unheilbar, chronisch und beeinträchtigen die Lebensqualität: das lastet ganz enorm auf der Psyche von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Traurige Frau sitzt auf einer Treppe: Ängste, Sorgen, Depressionen und Leidensdruck gehen oft mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) einher. Lebensqualität und Psyche der Patienten leiden.Die Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (kurz CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind zugegeben einigermaßen peinlich: etwa plötzlicher unkontrollierbarer Durchfall, starke Blähungen, Blut in der Toilette … Das braucht keiner und darüber spricht man nicht. Diese Tabuisierung steigert den ohnehin immensen Leidensdruck der Betroffenen noch weiter. Denn auch ihre Psyche wird gequält.

Zahlreiche Ängste und Sorgen

CED-Patienten werden von vielen Ängsten und Sorgen begleitet. Da ist die Angst vor einem neuen Krankheitsschub und vor sozialer Isolation aufgrund der tabuisierten Symptome. Oder es plagen die Sorgen um den Verlust des Jobs und der Arbeitsfähigkeit. Auch die Befürchtung, für den Sexualpartner nicht mehr attraktiv zu sein, belastet viele der Betroffenen. Je schwerer die Erkrankung verläuft, desto schwerer wiegen die Lasten auf der Psyche und desto schlechter ist die Lebensqualität. Dazu addiert sich das Versteckspiel: Mehr als ein Drittel der Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen verheimlichen diese am Arbeitsplatz. Davon soll bloß keiner was wissen!

Massive Auswirkungen auf die Psyche

Zahlen aus Studien sprechen eine erschreckende Sprache – sie zeigen das Ausmaß der psychischen Belastung. So haben Jugendliche mit CED ein deutlich höheres Risiko für psychische Störungen, sind ängstlicher und depressiver* als gesunde Gleichaltrige. In allen Altersgruppen sind Depressionen dreimal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung**. Als wäre das nicht genug, kommt ein weiteres Problem hinzu: Depressionen, Ängste und Sorgen machen die CED noch schlimmer. Es gibt mehr Rückfälle und die Symptome sind stärker. Die Medizin nennt das negative Rückkoppelung, der Laie sagt Teufelskreis dazu.

Der Bedarf an psychischer Betreuung ist mithin hoch, wie die vorangegangenen Zeilen vor Augen geführt haben. Die Mehrheit der Betroffenen selbst spricht sich dafür aus – selten gibt es eine so große Bereitschaft, der Psyche helfen zu lassen. Entsprechend empfehlen inzwischen auch die Leitlinien, Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auch psychotherapeutisch zu versorgen.

*Engström et al. (1999)
**Fuller-Thomson et al. (2006)

Foto: © Ionescu Bogdan / fotolia.com
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