Krankheiten der Verdauungsorgane nehmen zu

Alarmierend: Krankheiten der Verdauungsorgane sind Volkskrankheiten. Wir brauchen mehr Forschung und bessere Konzepte zur Vorbeugung und Behandlung, wie Experten fordern.

Erkrankungen der Verdauungsorgane werden immer häufiger.

Nach Herz-Kreislauf-Leiden sind Krankheiten der Verdauungsorgane die zweithäufigsten Krankheiten der Deutschen. Beispiel Fettlebererkrankungen: Schätzungen zufolge haben bereits rund 42 Prozent der Deutschen eine Fettleber – meist ohne es zu wissen, denn das Organ schmerzt lange nicht. Eine Verfettung der Leber kann langfristig zur Zirrhose und Leberkrebs führen. Fehlfunktionen der Verdauungsorgane wirken auch außerhalb des Magen-Darm-Trakts: als Motor für viele Zivilisationskrankheiten.

Erschreckende Zahlen

Rund 2,5 Millionen Behandlungen von Patienten mit Krankheiten der Verdauungsorgane – von Bauchspeicheldrüsenentzündungen über chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bis hin zu Speiseröhrenkrebs – werden hierzulande jedes Jahr in Krankenhäusern durchgeführt. Rund 61.000 Menschen sterben jedes Jahr an Krankheiten der Verdauungsorgane. Krebserkrankungen im Verdauungssystem haben, gemessen an den Überlebensraten, die schlechteste Prognose. Vor allem für Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs und Krebs der Gallenwege müssen effektivere Therapien entwickelt werden.

Motor für andere Erkrankungen

Erkrankungen im Verdauungstrakt wirken über den Magen-Darm-Trakt hinaus: Der Gastrointestinaltrakt hat eine Steuerungsfunktion für den gesamten Organismus. Insofern sind Krankheiten der Verdauungsorgane ein Motor für viele andere Zivilisationskrankheiten. Studien weisen darauf hin, dass etwa Fehlfunktionen des Darms und Störungen des Darm-Mikrobioms bei der Entstehung von Diabetes mellitus, Herzschwäche, Depressionen, Morbus Parkinson und Alzheimer eine Rolle spielen. Die genauen Zusammenhänge sind bislang noch wenig bekannt.

Mehr Forschung über die Verdauungsorgane

„Das wissenschaftliche Gesamtverständnis über Verdauungskrankheiten und die Wechselwirkungen zwischen Fehlfunktionen von Verdauungsorganen und anderen Volkskrankheiten müssen besser erforscht werden. Nur so kann es gelingen, wirksame Präventions- und Behandlungskonzepte zu entwickeln. Diese hätten nicht nur das Potenzial, die Prognose von Krankheiten des Magen-Darm-Trakts, sondern auch von Herz-Kreislauf-Krankheiten, Stoffwechselstörungen und neurologischen Krankheiten zu verbessern“, so Prof. Dr. med. Frank Lammert, Präsident der DGVS und Direktor der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums des Saarlandes.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat nun die aktualisierte dritte Auflage ihres Weißbuchs Gastroenterologie veröffentlicht. Die darin dokumentierten Zahlen zeigen: Krankheiten der Verdauungsorgane sind Volkskrankheiten, die mehr Forschung und neue Präventions- und Behandlungskonzepte erfordern. Die DGVS setzt sich deshalb für die Schaffung eines organübergreifenden Forschungsverbunds in Form eines Nationalen Präventionszentrums Gastroenterologie ein.

Das Weißbuch Gastroenterologie ist kostenfrei abrufbar unter: https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2017/05/Wei%C3%9Fbuch-2020-21-Compressed.pdf

 

Foto: © aradaphotography / fotolia.com
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