Neue Sicht auf den Reizdarm

Umdenken in Sachen Reizdarm: Lange galt er als psychosomatisch bedingt. Falsch. Denn er ist eine rein organische Erkrankung des Darms.

Zu den Ursachen von Reizdarm gibt es neue Erkenntnisse.

Reizdarm: kaum jemand kennt diesen Begriff nicht. Schließlich hat auch kaum eine Krankheit im Darmtrakt jemals zuvor ein so starkes mediales Interesse hervorgerufen. Und kaum eine gastroenterologische Erkrankung wird so oft diagnostiziert. Wenn auch oft zu Unrecht. Denn wenn die Beschwerden irgendwie nicht zuzuordnen sind und nichts so recht hilft, landet der betreffende Patient schnell in der Schublade mit der Aufschrift Reizdarmsyndrom, wie die Medizin das nennt.

Reizdarm im neuen Licht

Über viele Jahre, ja Jahrzehnte hinweg tappte die medizinische Forschung weitgehend im Dunkeln. Was führt eigentlich zum Reizdarm, woher kommen die Beschwerden? Nun gibt es Klarheit im diffusen Dickicht der Vermutungen. Denn nun ist geklärt, warum die Betroffenen ihre Beschwerden haben. Der Grund dafür liegt eindeutig im Darm und nicht im Kopf: der Reizdarm ist eine organische Erkrankung des Darms. Das bedeutet, er ist nicht psychosomatisch, sondern durch Störungen des Organs Darm bedingt.

Der Unsichtbare

Haben Sie einen gebrochenen Unterschenkel, zeigt sich dies anhand des Röntgenbildes. Eine Verengung eines Herzkranzgefäßes erkennt man an der Aufnahme im Ultraschall und im EKG. Beim Reizdarm geht das alles jedoch leider nicht. Da bekommen Sie nichts präsentiert, was Sie als Patient sehen können: Diese Darmerkrankung ist mit den heutigen Diagnosemethoden nicht optisch darzustellen. Doch wie wird ein Reizdarm denn dann erkannt? Über eine sogenannte Ausschlussdiagnostik. Das bedeutet, dass durch umfangreiche Untersuchungen gezielt alle anderen Erkrankungen im Bereich von Magen und Darm ausgeschlossen worden sind, welche ursächlich für die Beschwerden sein könnten. Nach dem Motto: wenn es alles andere nicht ist, dann handelt es sich um einen Reizdarm. Die Methoden zur Ausschlussdiagnostik sind eine Spiegelung des Magens und des Darms mit dem Endoskop. Zudem erfolgen eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und ein Blutuntersuchung. Bei Frauen sollte auch eine gynäkologische Untersuchung stattfinden, um Erkrankungen in diesem Bereich ebenso auszuschließen.

Mögliche Beschwerden: von allem etwas

Typisch am Reizdarm ist, dass es nichts Typisches gibt. Denn bei den Betroffenen treten viele verschiedene Beschwerden zugleich auf. Sie haben also von allem etwas. Dazu gehören Schmerzen und Stuhlveränderungen – mal Verstopfung und dann wieder Durchfall oder auch nur eines von beiden. Weiterhin befinden sich unter dem „allem“ Blähungen, Bauchkrämpfe und Übelkeit sowie Völlegefühl. Was die Symptomatik noch diffuser macht ist: die Beschwerden können unterschiedlich lokalisiert sein. Nach dem Ort gefragt, wo denn Probleme sind, geben die Patienten mehrere verschiedene Regionen an – mal hier, mal da, aber auch mal dort … Das nichts am Reizdarm so wirklich typisch ist, führt mit dazu, dass vieles an ihm fehlgedeutet wird: Die Betroffenen werden überdurchschnittlich häufiger unnötigen Behandlungen und sogar Operationen unterzogen als bei anderen Erkrankungen.

Verschiedene Typen

Angesichts der geschilderten Vielfältigkeit verwundert es nicht, dass Reizdarm nicht gleich Reizdarm ist. Die Medizin unterscheidet folgende Typen voneinander:

  • Durchfall-Typ, medizinisch Diarrhoe-Typ genannt: Hier ist das Symptom Durchfall dominant.
  • Verstopfungs-Typ, medizinisch Obstipations-Typ genannt: Dabei steht Verstopfung im Vordergrund der Beschwerden.
  • Misch-Typ: Hierbei treten Durchfall  und Verstopfung annähernd gleich häufig im Wechsel auf.

Lesen Sie auf Journal Magen-Darm auch, was einen Reizdarm verursachen kann.

Foto: © pictworks / fotolia.com

Mein Buch zum Thema, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag!

Infos zum Buch unter: http://www.gu.de/buecher/bewusst-gesund-leben/gesunde-ernaehrung-abnehmen/1415060-faszination-darm/

 

 

 

 

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