Reizmagen: Defizite bei der Behandlung

Der Reizmagen ist eine häufige Diagnose in der Hausarztpraxis. Doch mit dessen Therapie hapert es, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Bei der Behandlung von Reizmagen gibt es Defizite.

Beim Reizmagen sind noch so manche Fragen offen. Seine Entstehung und Ursachen sind nur unzureichend verstanden und offizielle Leitlinien zur Behandlung existieren in Deutschland nicht. „Dies alles wirkt sich nachteilig auf das Therapieverhalten aus“, so Dr. med. Christian Labenz, I. Medizinische Klinik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Die derzeitige Versorgungssituation beim Reizmagen beleuchtet eine Umfrage bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Internisten*. Mittels eines postalisch zugestellten Fragebogens wurden Anzahl und Symptomatik der Patienten, Überweisungsverhalten, therapeutisches Vorgehen und Patientenzufriedenheit evaluiert. Insgesamt haben 322 Ärzte aus allen Bundesländern an der Befragung teilgenommen.

Reizmagen ist weit verbreitet

… konstatiert Dr. Labenz: „44,1% der befragten Ärzte behandeln pro Woche 6 bis 10 Reizmagen-Patienten, jeder Vierte 11 bis 20 und fast 5% mehr als 20. Bei den Symptomen dominieren postprandiales Völlegefühl mit 83,2%, Schmerzen oder Brennen im Oberbauch mit 77,3% und Aufstoßen mit 75,2%. Weitere häufige Beschwerden sind Sodbrennen (50,0%), Übelkeit  und Erbrechen (42,5%), vorzeitige Sättigung (15,8%) sowie Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten (10,9%). Die Zahl der Überweisungen zeigt sich als „relativ groß“: 78,3% der Ärzte überweisen an Gastroenterologen, 20,5% an Psychotherapeuten. Therapeutisch wird der Reizmagen symptomorientiert angegangen, so Dr. Labenz. „Bevorzugten Einsatz“ finden dabei pflanzliche Arzneimittel (88,2%),  PPI (73,6%) und Prokinetika (61,5%). Antazida werden von 19,9% der Ärzte verordnet.

Mit diesen etablierten Maßnahmen sind die Patienten „allerdings generell unzufrieden“: Im Schnitt liegt der Anteil der unzufriedenen Patienten bei etwa 30%, zum Teil auch höher.

Neue, alte Therapieoption

Bewährte Alternativen wie Verdauungsenzyme rücken deshalb wieder mehr in den Fokus. Sie sind in der Reizmagen-Therapie nach den Worten von Dr. Labenz „auf dem Vormarsch”: „Sie werden derzeit von 10 bis 20% der Ärzte angewendet“. Zum Einsatz kommt dabei eine Kombination von Pepsin und Aminosäuren-Hydrochlorid (Enzynorm® f). Bei dem Präparat handelt es sich laut Prof. Dr. med. Ahmed Madisch, Chefarzt am Klinikum Siloah in Hannover, um „eine altbewährte Therapie“**. Diese wird seit über acht Jahrzehnten erfolgreich in der Behandlung dyspeptischer Beschwerden eingesetzt. Ihre gute Wirksamkeit haben mehrere doppelblinde und randomisierte Studien nachgewiesen.

*„Management des Reizmagensyndroms in der hausärztlichen Praxis: Ein roter Faden fehlt!“ C. Labenz, 14.09.2017 Viszeralmedizin 2017 in Dresden
** „Kein Kopfzerbrechen beim Reizmagen“ A. Madisch, 07.10.2017 Medical Tribune Fortbildungsveranstaltung in Ravensburg
Foto: © Adiano / fotolia.com

Mein Buch zum Thema, erschienen 2018 im Gräfe und Unzer Verlag.

Infos zum Buch unter: http://www.gu.de/buecher/bewusst-gesund-leben/gesunde-ernaehrung-abnehmen/1415060-faszination-darm/

 

 

 

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