Stromimpulse lindern den Schmerz

Erhält der Vagus-Nerv im Ohr gezielte Stromimpulse, lassen sich chronische Schmerzen wirksam bekämpfen. Eine große Hoffnung für die vielen Betroffenen.

Gezielte Stromimpulse lindern chronische Schmerzen.

Der Vagus-Nerv ist ein Kaliber: er zieht weit verzweigt durch unseren Körper. Seine vielen Fasern reichen zu den inneren Organen, wie zu Muskeln und Sehnen. Auch im Ohr ist der gewaltige Nerv vertreten. Er hat eine große Bedeutung für verschiedene Körperfunktionen, unter anderem für die Schmerzempfindung. Daher wird seit Jahren daran geforscht, wie man den Vagus-Nerv zur Schmerzbehandlung mit Elektroden effektiv stimulieren kann. Forschern aus Wien gelang nun ein enormer Fortschritt.

Stromimpulse direkt im Ohr

Die Wiener Wissenschaftler fanden heraus, wie der Vagus-Nerv im Ohr räumlich in Relation zu verschiedenen Blutgefäßen verläuft. Dann erstellten sie ein 3D-Modell am Computer, um die optimale Stimulation mit Nadelelektroden zu berechnen. So ermittelten sie ein neuartiges Signalmuster, das den Vagus-Nerv im Ohr besonders gut stimuliert. Denn mit seiner Hilfe können die Elektroden exakt an der richtigen Stelle platziert werden. Bislang war das äußerst schwierig. Ist die Elektrode zu weit vom Vagus-Nerv entfernt, wird dieser nicht ausreichend stimuliert. Ist sie zu nah, sind die ausgesendeten Stromimpulse zu stark. Das kann den Nerv blockieren und er schickt irgendwann keine Signale mehr ans Gehirn weiter. Dank der mikroanatomischen Vermessungen* lässt sich das nun verhindern. Sie zeigen die richtige Stelle für die Platzierung der Stimulationselektroden an.

Am besten in drei Phasen

Die Stromimpulse wirken am besten, wenn sie in drei Phasen von den Elektroden ausgesendet werden. Dabei liefern drei verschiedene Elektroden jeweils auf- und abschwellende Impulse – jedoch nicht synchron, sondern in drei Phasen zeitversetzt.

Die Stimulation des Vagus-Nervs im Ohr ist also eine vielversprechende Methode bei chronischen Schmerzen. Sie bietet sich vor allem für jene Patienten an, die bereits austherapiert sind und bei denen Medikamente keinen Erfolg mehr zeigen.

*B. Dabiri et al. High-Resolution Episcopic Imaging for Visualization of Dermal Arteries and Nerves of the Auricular Cymba Conchae in Humans, Front. Neuroanat. (2020) https://doi.org/10.3389/fnana.2020.00022
Foto: © Gerd Altmann / pixelio.de
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