Yoga boomt – bereits seit Jahrzehnten. Dass und wie wirksam es bei unterschiedlichen Krankheiten ist, haben inzwischen viele Studien belegt.
Hinab- und hinaufschauender Hund, Kobra, Katze, Krokodil … Nein, wir sind nicht im Zoo, sondern beim Yoga und diese Tiere bezeichnen bestimmte Übungen. Auf diese wollen viele Menschen hierzulande nicht mehr verzichten. Die Beliebtheit der altindischen Bewegungs- und Geisteslehre ist seit Jahrzehnten ungebrochen hoch: Zurzeit praktizieren knapp 16 Millionen Bundesbürger regelmäßig Yoga. Dabei handelt es sich allerdings keineswegs „nur“ um einen bloßen Modetrend. Was den Geist auf Reisen schickt und die Seele zur Ruhe bringt, regeneriert und heilt auch den Körper: eine nachhaltig wirksame gesundheitsfördernde Maßnahme.
Lange Tradition
Was das Wohlbefinden rundum steigert und wirksam bei diversen Erkrankungen ist, hat eine lange Geschichte: Der Begriff Yoga taucht bereits in den alten vedischen Schriften auf. Die Yoga-Sutras stammen aus der Zeit von zweihundert vor bis vierhundert nach Christus und haben ihre Wurzeln im Hinduismus. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich die heute bekannten Techniken. Sie verfolgen alle das gleiche Ziel: Das Erlangen einer höheren Bewusstseinsstufe durch „Zügeln des ewig unruhigen Geistes“. Dies besagt bereits das alte Sanskrit-Wort „yui“, von dem der Begriff Yoga abstammt und der übersetzt anspannen, zügeln und anjochen bedeutet.
Yoga hat Bestnoten
Forscher haben in den letzten Jahren zahlreiche Studien angestoßen, in denen das therapeutische Potenzial der Körperstellungen mit den teils ulkigen Namen untersucht wurde. Fasst man die wissenschaftliche Datenlage zusammen, zeigt sich ganz eindeutig: die altindischen Übungen sind so effektiv wie Medizin. Sie wirkten sich in über 300 randomisierten Studien, die in einer Untersuchung ausgewertet wurden*, nachweislich positiv auf unterschiedliche Beschwerden aus. So profitieren Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Schmerzen ebenso von der Bewegungslehre wie Menschen mit psychischen Problemen. Insgesamt hat sie auf dem wissenschaftlichen Prüfstand Bestnoten erhalten. Angesichts seiner vielen gesundheitlichen Vorzüge stufen einige Krankenkassen Yoga inzwischen als wirksamen Therapie- und Präventionsansatz ein und übernehmen die Kosten.
Zahlreiche positive Aspekte
Laien setzen Yoga oftmals einzig mit dem Einnehmen teils skurriler Haltungen gleich. Doch es umfasst eine Vielzahl weiterer Aspekte. Dazu zählen unter anderem Übungen zur Konzentration und Meditation, zu Selbstdisziplin und Atemkontrolle. Entsprechend gibt es auch eine große Bandbreite von Yoga-Stilen und -Übungen. Die Art der Übungen ist dabei mit entscheidend für den therapeutischen Erfolg. Gegen Bluthochdruck etwa haben sich jene als besonders wirksam erwiesen, die sich auf die Atmung konzentrieren. Offenbar setzen diese als Pranayama bezeichneten Übungen körpereigene Mechanismen in Gang, welche die Auswirkungen von chronischem Stress mildern.
Der meditative Aspekt wiederum hilft Patienten mit leichten Depressionen. Die angestrebte „Zügelung des unruhigen Geistes“ kann den Betroffenen helfen, aus dem belastenden Grübeln auszubrechen. Bildgebungsstudien haben gezeigt, dass Yoga in den Stoffwechsel der hierfür verantwortlichen Botenstoffe eingreift.
Für Schmerzpatienten sind Haltungsübungen hilfreich. Die isometrischen Übungen, bei denen Muskeln angespannt werden, aber nicht ihre Länge ändern, verlangen eine hohe Konzentration auf Gelenkstellung und Muskeltonus. So brechen sie eingeschliffene Bewegungsmuster auf, fördern die Körperwahrnehmung und führen außerdem zu einer besseren Schmerzakzeptanz.
Die vielen positiven Effekte lassen sich oft noch ein Jahr nach Ende eines Kurses nachweisen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Teilnehmer zu Hause selbstständig weiterüben.