Die Weltbevölkerung wächst rasant. Um deren Nährstoffbedarf in Zukunft decken zu können, sucht die Wissenschaft fieberhaft nach neuen Lösungen.
Mit der stetig wachsenden Bevölkerung steigt auch der weltweite Bedarf an Lebensmitteln. Besonders jene mit viel Eiweiß drohen dann Mangelware zu werden – denn die Fleischerzeugung lässt sich nicht unbegrenzt steigern. Deshalb suchen Wissenschaftler auf Hochtouren nach alternativen Eiweißquellen, um den Bedarf zu decken.
Forscherinnen und Forscher der Universität Göttingen beschäftigen sich zurzeit mit der Frage, inwiefern sich die proteinreiche Mikroalge Spirulina für die Herstellung von Lebensmitteln eignet. Dabei untersuchen die Göttinger Wissenschaftler zunächst, inwiefern die Mikroalge überhaupt geeignet ist, Basisprodukte für Fleischalternativen herzustellen. Weiterhin geht es in der Studie* darum, wie die Verbraucher überhaupt zum Eiweiß aus dem Wasser stehen.
Spirulina als Fleischersatz
Die sogenannte Nassextrusion ist ein etabliertes Verfahren, um beispielsweise aus Sojaprotein faserige und bissfeste Produkte herzustellen, die in ihrer Textur Fleisch ähneln. Als Soja-Schnitzel, Soja-Steaks oder Soja-Nuggets findet man sie in vielen Supermarktregalen. Die Verarbeitung von Spirulina auf diese Weise ist allerdings bislang kaum erforscht. Diese wissenschaftliche Lücke haben die Göttinger Forscher nun geschlossen.
Eine Online-Befragung von rund 1.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden sollte zusätzlich Aufschluss geben, ob ein solches Produkt aus Spirulina in Zukunft überhaupt akzeptiert würde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten dabei zwischen Fotos von Spirulina-gefüllten Nudeln, Spirulina-Sushi und einem proteinreichen Snack (Jerky) wählen. Ergebnis: die Spirulina-Pasta war ganz klar am beliebtesten.
Großes Potenzial für die Zukunft
Spirulina hat sich gut geschlagen: „Die Mikroalge hat das Potenzial, in verschiedenen Formen als Lebensmittel angeboten zu werden“, so Dr. Stephanie Grahl, Erstautorin der Studie. Alle drei Produktkategorien wären mit Spirulina denkbar, sofern sie beim Verbraucher bekannt sind. Entsprechend untersuchen die Forscher nun in einem sensorischen Konsumententest verschiedene Geschmacksrichtungen von Spirulina-Pasta mit dem Ziel, schmackhafte Produkte zu entwickeln, die eine nachhaltige fleischarme Ernährung unterstützen.
Die Arbeiten sind Teil des vom Land Niedersachsen geförderten Forschungsprojekts „Sustainability Transitions in der Lebensmittelproduktion: Alternative Proteinquellen in sozio-technischer Perspektive“. Weitere Informationen sind im Internet unter http://www.uni-goettingen.de/sustrans zu finden.