Ist Honig gesünder als Zucker?

Über Honig streiten sich die Gemüter: Ist er einfach nur Zucker pur oder ein echtes Superfood? Das klären wir jetzt.

Besser Honig statt Zucker?

Er findet in der Volksheilkunde seit Menschengedenken Anwendung und Ärzte wissen ihn wegen seiner vielfältigen medizinischen Wirkung zu schätzen.

So weit, so gut – doch wie sieht es mit dem morgendlichen Brötchen aus? Ist es nur ein Mythos, dass Honig gesünder sein soll als Zucker oder ist an dieser Behauptung etwas dran?

 

Honig rein chemisch gesehen …

Honig ist in der Tat eine ordentliche Zuckerbombe. Er enthält

  • 82,4 % Kohlenhydrate, darunter
    • 31 % Traubenzucker (Glukose)
    • 38,5 % Fruchtzucker (Fruktose)
    • 12,9 % andere Zucker (Maltose, Isomaltose, Saccharose),
  • 17,1 % Wasser,
  • 0,5 % Eiweiße, organische Säuren, Mineralstoffe, Vitamine, Phenoleund eine Unzahl weiter Substanzen123.

Die übersättigte Zuckerlösung erklärt die typische, klebrige Konsistenz des Bienensafts mit hoher Viskosität. Bei längerem Stehen kristallisiert der Zucker aus, was sich durch geduldiges Rühren oder Erwärmung auf 40 °C wieder verflüssigen lässt. Für das Festwerden ist vor allem der Fruchtzucker verantwortlich.

Welche Inhaltsstoffe ihn so gesund machen

Zum gesundheitlich so guten Ruf tragen Antioxidantien bei. Diese fangen Sauerstoffradikale ab und machen sie unschädlich. Zu diesen Radikalfängern gehören Phenole, Flavonoide, Ascorbinsäure und Carotinoide. Zu den wichtigsten Mineralstoffen zählen Zink und Eisen. Hinzu kommen Enzyme, vor allem Glukose-Oxidase und Katalase, die für die bakterizide Wirkung verantwortlich sind1.

Als Vitamine finden sich im Honig

  • Vitamin A (Retinol)
  • Vitamin B1 (Thiamin)
  • Vitamin B2 (Riboflavin)
  • Vitamin B3 (Niacin)
  • Vitamin B5 (Pantothensäure)
  • Vitamin B6 (Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin)
  • Vitamin C (Ascorbinsäure)
  • Vitamin K24.

Als Vitamin- und Mineralstoffquelle ist Honig jedoch nur bedingt geeignet – dafür sind die Konzentrationen zu gering.

Eine Menge gesundheitliche Wirkungen

Da kann Zucker nicht mithalten: Honig besitzt eine ganze Reihe heilsamer Effekte, die inzwischen klinisch gut belegt sind. Er wirkt

  • antioxidativ,
  • entzündungshemmend,
  • bakterizid, fungizid und antiviral,
  • wundheilungsfördernd und
  • hustenlösend24.

Zudem gibt es Hinweise auf eine Steigerung der Fruchtbarkeit2. Vor allem bei der Verheilung chronischer Wunden und bei der Bekämpfung multiresistenter Keime gewinnt Honig zusehends an Bedeutung56. Als besonders gesund und bakterientötend gilt Manuka-Honig, der sich durch einen hohen Gehalt an Methylgloxal (MGO) auszeichnet78.

Ist er besser als Zucker?

Durch seinen Gehalt an Fruchtzucker ist Honig deutlich süßer als die gleiche Menge Rohrzucker. Zum Süßen braucht man etwas weniger und kann so ein paar Kalorien sparen. Beim Ersatz von Zucker durch das Bienenprodukt – etwa beim Kuchen backen – ist zu beachten, dass man die Mengen nicht 1:1 austauschen kann. Bei Gerichten reicht ein kleiner Löffel aus, um einen besonderen Geschmack zu erzielen.

Als altes Hausmittel ist er für die Gesundheit vielfältig einsetzbar. Man denke an den Hustensirup aus Honig und kleingeschnittenen Zwiebeln oder das abendliche Glas warme Milch mit Honig, das beim Einschlafen hilft.

Vorsicht Diabetes!

Lange Jahre hat man Diabetikern empfohlen, Haushaltszucker durch Fruchtzucker zu ersetzen. Davon rät das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) mittlerweile ausdrücklich ab9. Eine normale Ernährung mit Fruktose aus Äpfeln, Trauben und anderem Obst ist unbedenklich, aber eine übermäßige Zufuhr ist gesundheitsschädlich. Das liegt an der speziellen Verwertung des Monosaccharids im Stoffwechsel. Diabetiker sollten das beim Verzehr des an fruktosereichen Honigs berücksichtigen.

Wie viel darf man essen?

Ernährungsphysiologen verrechnen Honig genauso wie Zucker: 100 Gramm Haushaltszucker entsprechen 380 kcal, 100 Gramm Honig 300 kcal. Er ist also nicht nur süßer, sondern hat fast ein Viertel weniger Kalorien.

 

Bildrechte bei Bienen.info

 

Das eigentliche Ernährungsproblem unserer Zeit ist Zucker in allen Varianten. Man denke an die bildhafte Pyramide aus Würfelzucker, die in einem Glas Limonade lauert. Hinzu kommen die täglichen Einfach- und Zweifachzucker in Süßigkeiten, Fruchtsäften und zuckerhaltigen Getränken. Honig fließt in diese Gesamtbilanz mit ein, auch wenn seine Verzehrmengen vergleichsweise marginal ausfallen. Im Übermaß genossen führen leicht verwertbare Kohlenhydrate zu Übergewicht und Fettleibigkeit, die mit vielen weiteren Krankheiten wie Bluthochdruck, Arteriosklerose und Diabetes assoziiert sind. Als Auslöser von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall gelten sie als Killer Nummer Eins in der westlichen Welt.

Für Honig gibt es keine offiziellen Verzehrempfehlungen. Als maximale Zuckerzufuhrraten die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) zu maximal 10 Prozent der gesamten Energiezufuhr10: Bei 2.000 kcal pro Tag entspricht das50 Gramm Zucker. In Honigbrötchen hochgerechnet hat man den täglichen Zuckerbedarf mit dem Frühstückfast gedeckt.

Zucker ist langweilig – Honig ist vielfältig

Zucker schmeckt wie Zucker, der Bienensaft hat da deutlich mehr zu bieten. Abgesehen von gesundheitlichen Aspekten bringt man mit verschiedenen Honigsorten eine ganze Menge Abwechslung auf den morgendlichen Frühstückstisch.

Der Gesundheit wegen sollte man dem klassischen Imkerhonig den Vorzug vor industriell hergestellter Massenware geben. Diese wird häufig unnötig erwärmt, um die Ausbeute aus den Waben zu erhöhen. „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ bedeutet oft, dass Spuren von Pestiziden, gentechnisch veränderten Pflanzen und anderen unerwünschten Begleitstoffen enthalten sind. Der BUND hat in jeder zweiten Honigprobe aus dem Supermarkt Pestizide gefunden11.

Mit einheimischem Honig kann man sich wenigstens sicher sein, dass die Auflagen der Deutschen Honigverordnung eingehalten werden12. Beim Bio-Honig muss der Imker zudem auf naturnahe Haltung seiner Bienenvölker achten und einen Mindestabstand zu konventionell bestellten Äckern einhalten13.

Fazit: Honig oder Zucker – Was soll man essen?

Den täglichen Mineralstoff- und Vitaminbedarf deckt man besser mit Obst und Gemüse – die enthalten davon wesentlich größere Mengen. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass der Verzehr von zu viel Zucker, egal ob in Form von Honig oder als Haushaltszucker in Getränken und Nahrungsmitteln der Gesundheit unzuträglich ist.

Gegen eine Verwendung von Honig als Genussmittel in vernünftigen Mengen spricht hingegen nichts: Er ist gewiss gesünder als der allgegenwärtige Rohrzucker. Im Durchschnitt isst der Bundesbürger jährlich rund ein Kilo, entsprechend zwei Gläsern. Übers Jahr verteilt ist das unbedenklich– und garantiert leckerer als Saccharose & Co.

Literatur:

(1)    Pasupuleti, V. R.; Sammugam, L.; Ramesh, N.; Gan, S. H. Honey, Propolis, and Royal Jelly: A Comprehensive Review of Their Biological Actions and Health Benefits. Oxid. Med. Cell. Longev.2017, 2017, 1259510. https://doi.org/10.1155/2017/1259510.
(2)    Meo, S. A.; Al-Asiri, S. A.; Mahesar, A. L.; Ansari, M. J. Role of Honey in Modern Medicine. Saudi J. Biol. Sci.2017, 24 (5), 975–978. https://doi.org/10.1016/j.sjbs.2016.12.010.
(3)    Ferreres, F.; García‐Viguera, C.; Tomás‐Lorente, F.; Tomás‐Barberán, F. A. Hesperetin: A Marker of the Floral Origin of Citrus Honey. J. Sci. Food Agric.1993, 61 (1), 121–123. https://doi.org/10.1002/jsfa.2740610119.
(4)    Bogdanov, S.; Jurendic, T.; Sieber, R.; Gallmann, P. Honey for Nutrition and Health: A Review. J. Am. Coll. Nutr.2008, 27 (6), 677–689. https://doi.org/10.1080/07315724.2008.10719745.
(5)    Samarghandian, S.; Farkhondeh, T.; Samini, F. Honey and Health: A Review of Recent Clinical Research. Pharmacogn. Res.2017, 9 (2), 121–127. https://doi.org/10.4103/0974-8490.204647.
(6)    Saikaly, S. K.; Khachemoune, A. Honey and Wound Healing: An Update. Am. J. Clin. Dermatol.2017, 18 (2), 237–251. https://doi.org/10.1007/s40257-016-0247-8.
(7)    Carter, D. A.; Blair, S. E.; Cokcetin, N. N.; Bouzo, D.; Brooks, P.; Schothauer, R.; Harry, E. J. Therapeutic Manuka Honey: No Longer So Alternative. Front. Microbiol.2016, 7, 569. https://doi.org/10.3389/fmicb.2016.00569.
(8)    White, R. Manuka Honey in Wound Management: Greater than the Sum of Its Parts? J. Wound Care2016, 25 (9), 539–543. https://doi.org/10.12968/jowc.2016.25.9.539.
(9)    Erhöhte Aufnahme von Fruktose ist für Diabetiker nicht empfehlenswert – Stellungnahme Nr. 041/2009 des BfR vom 06. März 2009. 5.
(10) Empfehlung zur maximalen Zuckerzufuhr in Deutschland https://www.dge.de/presse/pm/empfehlung-zur-maximalen-zuckerzufuhr-in-deutschland/ (accessed Sep 30, 2019).
(11) BUND-Test: Mehr als jeder zweite Honig enthält Pestizide https://www.bund.net/themen/umweltgifte/pestizide/bienen-und-pestizide/honigtest/ (accessed Oct 1, 2019).
(12) HonigV – Honigverordnung https://www.gesetze-im-internet.de/honigv_2004/BJNR009200004.html (accessed Oct 1, 2019).
(13) Was Bio-Honig von konventionellem Honig unterscheidet https://www.lebensmittelklarheit.de/informationen/was-bio-honig-von-konventionellem-honig-unterscheidet (accessed Oct 1, 2019).

 

Quelle: https://bienen.info/

Foto: © motograf / pixelio.de
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