Jodmangel ist verbreitet und bedroht die Gehirnentwicklung. EU-weit sind die Hälfte der Neugeborenen davon betroffen – leider nicht nur sie.
Jod ist ein essenzielles Spurenelement; unser Körper kann es nicht selbst herstellen. Der so wichtige Mikronährstoff muss von außen zugeführt werden: über unser Trinkwasser und unsere Nahrung. Hauptjob von Jod ist die Produktion der Hormone der Schilddrüse. Diese Botenstoffe regeln den Stoffwechsel im menschlichen Körper. Weiterhin fördern sie das körperliche Wachstum und die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Und genau hier liegt das Problem, dass wir haben.
Jodmangel unterschätzt und ignoriert
Während der Schwangerschaft haben Frauen einen erhöhten Jodbedarf, der häufig über ihre normale Ernährung nicht abgedeckt wird. Wissenschaftler sind besorgt, weil selbst ein leichter Jodmangel der Mutter zu einer Beeinträchtigung des Intelligenzquotienten (IQ) beim Kind führen kann. Trotz dieser essentiellen Rolle von Jod wissen die meisten werdenden Müttern nichts von den negativen Folgen von Jodmangel für ihre Kinder. Experten warnen, dass trotz der existierenden freiwilligen Programme zur Jodanreicherung in vielen europäischen Ländern bis zu 50 Prozent aller Neugeborenen einem Jodmangel ausgesetzt sind. Folglich besteht das Risiko, dass diese Kinder ihr geistiges Entwicklungspotenzial nicht voll ausschöpfen können. Folge davon können beispielsweise Lernprobleme in der Schule sein. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass niedrigere IQ-Werte in Teilen der Bevölkerung die Wirtschaftsleistung ganzer Nationen beeinträchtigen.
Gefahr für die Gesundheitssysteme
Über die Gehirnentwicklung hinaus belasten die vielfältigen Auswirkungen von Jodmangel die öffentlichen Gesundheitssysteme erheblich. Obwohl diese Folgen bekannt sind, ignorieren politische Entscheidungsträger, Meinungsführer und die Bevölkerung Präventionsprogramme für Jodmangelerkrankungen in Europa weitgehend. Dabei stellen jodierte Lebensmittel eine etablierte und kosteneffiziente Maßnahme dar, um Jodmangel zu begegnen. Seit Jahrzehnten fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine regelmäßige Kontrolle der Jodversorgung in der Bevölkerung als einen wichtigen Schritt, um den Mangel an Jod in Europa zu erheben und zu beseitigen. Dennoch erfüllen nur acht Länder in der EU diese minimale Anforderung. Deutschland gehört nicht dazu …
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