Pflanzenheilkunde: Tee oder Tablette?

Gegen nahezu jede Krankheit “ist ein Kraut gewachsen”. Doch die Anwendung ist entscheidend: Pflanzliche Mittel unterscheiden sich ganz erheblich voneinander.

Die Pflanzenheilkunde wird immer beliebter.

Über vierhundert Arzneipflanzen hat die Pflanzenapotheke im Angebot – darunter Blüten, Blätter, Wurzeln, Rinden oder Samen. Ebenso weitgefächert sind die Anwendungsmöglichkeiten. So kommen die grünen Arzneien etwa als Saft oder Tee, Pulver oder Tablette, Salbe oder Tinktur zum Einsatz. Was allerdings einen entscheidenden Unterschied macht. Denn zwischen beispielsweise einer Tasse Kamillentee und einem in Tabletten gepressten standardisierten Extrakt aus Blättern der Melisse liegen Welten. Nicht nur, was die Konzentration an Wirkstoffen betrifft, die damit jeweils verabreicht wird.

Traditionell oder rational

Vieles, was die grüne Apotheke im Sortiment hat, ist nicht wissenschaftlich geprüft. Es hat sich in der Volksmedizin über Generationen hinweg bewährt und wird aus Erfahrung heraus für gut befunden. Solche Pflanzenheilmittel tragen den Vermerk “traditionell angewendet bei …”. Daneben gibt es pflanzliche Arzneimittel, die im Rahmen der rationalen Pflanzenheilkunde (med. Phytotherapie) angewendet werden. Bei ihnen ist die Wirksamkeit durch wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesen.

Rationale Phytotherapie

Die rationale Pflanzenheilkunde ist keine Erfahrungsmedizin. Sie stützt sich auf die Ergebnisse klinischer Studien. “Rational” bürgt für Kriterien, die den Standards der modernen Medizin gerecht werden. Für diese Pflanzenmittel gelten also die gleichen Spielregeln wie für alle anderen Arzneimittel: Sie müssen ihre Wirksamkeit auf dem wissenschaftlichen Prüfstand unter Beweis stellen. Ebenso muss die Sicherheit und pharmazeutische Qualität gewährleistet sein. Nur dann werden diese Pflanzenpräparate auf dem Arzneimittelmarkt zugelassen.

Who´s who der grünen Arzneien

Droge

Der Begriff hat nichts mit Sucht- oder Rauschmitteln zu tun, für die er heute meist gebraucht wird. Mit Droge sind schlichtweg getrocknete Heilpflanzen oder Teile davon gemeint.

Drogen-Extrakt-Verhältnis (DEV)

An diesem erkennt man die Qualität standardisierter pflanzlicher Arzneimittel. Das DEV gibt an, wie viel Droge zur Herstellung des Extraktes verwendet wurde.

Extrakt

Basis nahezu aller rationalen Phythopharmaka: Hochkonzentrierte Pflanzenauszüge, die durch Lösungsmittel wie Aceton, Methanol oder Ethanol gewonnen werden. Es gibt Flüssigextrakte, so genannte Fluide oder Tinkturen, sowie Trockenextrakte, aus denen Tabletten hergestellt werden.

Pflanzliches Kombinationspräparat

Ein Arzneimittel, das Wirkstoffe aus mehreren Pflanzen oder Pflanzenextrakten enthält. In vielen Fällen ergänzen sich die einzelnen Wirkstoffe und wirken gemeinsam besser als für sich alleine.

Pflanzliches Monopräparat

Ein Arzneimittel, das nur einen einzigen Wirkstoff einer Pflanze oder eines Pflanzenextraktes enthält.

Rationale Phytopharmaka

Pflanzliche Arzneimittel, für die in klinischen Studien ein wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit erbracht wurde.

Wirksamkeitsnachweis

Die Grundbedingung für rationale Phytopharmaka: Nur Arzneimittel, die sich in klinischen Studien besser erweisen als ein Scheinmedikament, ein so genanntes Placebo, gelten als medizinisch wirksam.

Lesen Sie in unserer Serie Heilpflanzen für Herz und Gefäße mehr über die moderne Pflanzenheilkunde.

Foto: © PhotoSG – Fotolia.com
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