Wer seinen Arbeitsplatz als unsicher empfindet oder ihn berechtigt bedroht sieht, kann darunter ebenso leiden wie unter einer körperlichen Krankheit.
Auslöser für arbeitsbedingten Stress haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen: Befristete Arbeitsverhältnisse, Entlassungswellen in Unternehmen, Kurzarbeit – Faktoren, die den eigenen Arbeitsplatz als permanent gefährdet erscheinen lassen. Das gilt genauso für unfreiwillige Änderungen bei Arbeitsbedingungen und -inhalten, wie etwa die Versetzung in ein neues Team oder in einen neuen Arbeitsbereich.
Langzeitstudie
Wie sich die Arbeitsunsicherheit auswirkt, untersuchte eine Studie namens MONICA/KORA vor zwanzig Jahren. Dabei wurden 1.800 Arbeitnehmer aus Süddeutschland befragt. Zum Zeitpunkt der Erstbefragung waren alle Teilnehmer noch berufstätig. Fast 40 Prozent von ihnen gaben jedoch an, sich oft oder manchmal Sorgen zu machen, den derzeitigen Arbeitsplatz behalten zu können. Als dieselben Teilnehmer durchschnittlich 20 Jahre später erneut befragt wurden, waren alle bereits im Ruhestand. Die Gruppe derjenigen, die zuvor über Arbeitsunsicherheit geklagt hatte, wies nun ein deutlich vermindertes Wohlbefinden auf. „Das Risiko für ein vermindertes Wohlbefinden war in dieser Gruppe um 43 Prozent erhöht”, so Amira Barrech, Expertin für Arbeit und Gesundheit vom Universitätsklinikum Ulm und Autorin der Studie (1). Dieses gilt als Risikofaktor für die seelische und körperliche Gesundheit.
Risikofaktor Arbeitsunsicherheit
Die Verbindung zwischen Arbeitsunsicherheit und langfristig vermindertem Wohlbefinden sehen Wissenschaftler im Stress, der durch die unsichere Arbeitssituation ausgelöst wird. Vor allem länger andauernde Unsicherheitsmomente führen demnach zu einer Ansammlung kurzfristiger Stressreaktionen wie etwa Bluthochdruck oder körperlicher und psychischer Anspannung. Daraus können sich auch länger anhaltende gesundheitliche Probleme ergeben (2).