Der Weg vom Stress zum Infarkt

Stress ist eine Bedrohung fürs Herz – viele Infarkte gehen auf sein Konto. Jetzt gibt es eine neue Erklärung dafür.

Arterien Arterienverkalkung Arteriosklerose Bluthochdruck Gefäße Gehirn Herz-Kreislauf-Erkrankungen Herz-Kreislauf-Risiko Herzinfarkt Mandelkern Risikofaktor Schlaganfall Stress StresszentrumChronischer Stress ist ein ebenso gewichtiger Risikofaktor wie Übergewicht, Bluthochdruck oder Rauchen: Er kann zu Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen schweren Erkrankungen führen. Zahlreiche Studien haben diese gefährliche Allianz inzwischen hinreichend belegt. Auf welchen Kriegspfaden genau Stress jedoch an Herz und Gefäße geht, ist bislang unklar.

Schlüssel im Gehirn

Der schädliche Mechanismus hinter Stress könnte jetzt entlarvt worden sein. US-Forscher haben in ihren Untersuchungen eine bestimmte Region im Gehirn ausfindig gemacht: Sie spielt eine Schlüsselrolle für die Gefährdung. Dabei handelt es sich um den Mandelkern, medizinisch Amygdala genannt. Hier verarbeitet unser Gehirn Sinneseindrücke und Gefühle sowie Stress. Aus diesem Grund gilt der Mandelkern auch als Stresszentrum. Dieses haben die Wissenschaftler bei 300 Studienteilnehmern* genauer unter die Lupe genommen.

Stress schädigt Arterien

Mittels einer speziellen Untersuchungsmethode, der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), fertigten die Forscher wiederholt Aufnahmen des Mandelkerns an. Dabei fanden sie etwas Auffälliges: Bei den Teilnehmern mit Herz-Kreislauf-Erkrankung war dieser Hirnbereich erheblich aktiver als bei Gesunden. Was hat das zu bedeuten? Die Antwort darauf lautet, dass das Stresszentrum verstärkt Signale aussendet. Diese melden dem Knochenmark, die Herstellung von weißen Blutkörperchen anzukurbeln. Deren Übermaß schädigt allerdings die Arterien – sie entzünden sich. Das führt zur Verkalkung der betroffenen Gefäße, der Arteriosklerose. Die dramatische Folge davon sind unter anderem Infarkte in Herz oder Hirn. Dass der Mandelkern der Übeltäter ist, zeigte sich auch bei der Untersuchung von Patienten, die ein extremes Stresserlebnis hinter sich hatten. Sie litten dadurch unter einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung. Auch bei ihnen waren die schädlichen Signale aus dem Stresszentrum der Auslöser für die gefährlichen Entzündungen von Arterien.

* Tawakol A. et al. Relation between resting amygdalar activity and cardiovascular events: a longitudinal and cohort study. The Lancet, Volume 389, No. 10071, p834–845, 25 February 2017; DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)31714-7
Foto: © Eugenijus Marozas / fotolia.com
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