Nicht nur die Luftverschmutzung schlägt aufs Herz. Auch die zunehmende Belastung durch Lärm erweist sich als Risiko für die Herzgesundheit.
Autos, Züge, Flugzeuge – überall lärmt es heute bei uns. Mehr als 30 Prozent der europäischen Bevölkerung sind, vor allem in Städten, tagsüber wie nachts einem steten Geräuschpegel ausgesetzt, der gemittelt über 55 dB liegt. Dieser stete Lärm belastet die Gesundheit. Das ist mittlerweile mehrfach nachgewiesen.
Eine neue Studie zeigt uns, wie sehr Herz und Kreislauf unter der Lärmbelastung leiden*.
Lärm stresst körperlich wie mental
Die aktuellen Daten aus der wissenschaftlichen Untersuchung ergeben, dass die Lärmverschmutzung vor allem eines bewirkt: Sie sorgt für chronischen Stress. Er aktiviert sowohl das Nervensystem wie auch das Hormonsystem. Zusätzlich stört Lärm den Schlaf. Das fördert langfristig Veränderungen, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen oder diese verschlimmern. So belegt eine Studie, dass emotionaler Stress infolge von Geräuschbelastung durch nächtlichen Flugverkehr das Takotsubo-Syndrom zur Folge haben kann. Der lärmbedingte Stress geht aber nicht „nur“ mit kardiovaskulären Folgen wie Bluthochdruck und KHK einher, er kann auch Depressionen und Angststörungen auslösen.
Was etwa nächtlicher Flugverkehrslärm anrichtet
In einem Experiment der Studie simulierten die Forscher nächtlichen Flugverkehrslärm. Dabei stellte sich heraus, dass dieser die Schlafqualität erheblich herabsetzt. Und: er bewirkt Funktionsstörungen in den Blutgefäßen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei vermehrter oxidativer Stress durch freie Sauerstoffradikale. Denn mithilfe von Vitamin C verbesserten sich die Probleme in den Blutgefäßen wieder. Eine weitere schädliche Folge des nächtlichen Fluglärms sind deutlich erhöhte Spiegel von Adrenalin im Blut. KHK-Patienten schütteten besonders viel von dem Stresshormon aus. Nicht zuletzt reagierten die Teilnehmer des Experiments mit einer Blutdruckerhöhung. Für Straßenverkehrslärm wurden bereits früher die gleichen fatalen Effekte festgestellt.
Risiko steigt parallel zum Lärm
Besonders deutlich wird die Tragweite der Lärmbelastung anhand aktueller epidemiologischer Daten. Diese zeigen, dass bereits ab einem Lärmpegel von 50 dB das Risiko sukzessive ansteigt. Dabei erhöht sich pro Anstieg um 10 dB das KHK-Risiko um 6%, das Schlaganfallrisiko um 14%, das Risiko für Herzinsuffizienz um 7% und das Risiko für Vorhofflimmern um 6%. Damit nicht genug. Lärm erhöht auch noch das Risiko für Adipositas und Diabetes. Hier vermuten die Forscher, dass der lärmbedingte Stress bewirkt, dass das Aktivitätsniveau sinkt und allgemein ein ungesünderer Lebensstil gepflegt wird.