Vermehrt Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Folge von Bahnlärm? Ja. Untersuchungen zeigen, dass der Krach die Blutgefäße nachhaltig schädigt und das Herzrisiko erhöht.
Nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation WHO richtet Lärm weltweit einen enormen gesundheitlichen Schaden an. Bis zu 1,6 Millionen gesunde Lebensjahre gehen jährlich in Westeuropa durch Lärm verloren. Pro Jahr fehlen lärmbedingt 61.000 gesunde Lebensjahre aufgrund von Herzdurchblutungsstörungen, 45.000 aufgrund von kognitiven Wahrnehmungsbeeinträchtigungen von Kindern, 903.000 aufgrund von Schlafstörungen, 22.000 aufgrund von Tinnitus und 654.000 aufgrund von Ärgerreaktionen.
Bahnlärm ist ein Risikofaktor
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor am Zentrum der Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz, wies bereits nach, dass nächtlicher Fluglärm die Gefäßfunktion deutlich verschlechtert. Das zeigte sich bei Gesunden ebenso wie bei Herzpatienten. Zudem erhöhten sich die Stresshormone und die Schlafqualität verschlechterte sich drastisch. Das gleiche Gefahrenpotenzial geht auch von Bahnlärm aus. Er führt zu einer substanziellen Verschlechterung der Endothelfunktion, einem etablierten Parameter in der Kardiologie zur Diagnostizierung der Frühphasen der Gefäßverkalkung. Zugleich verändern sich die Bluteiweiße entzündlich und thrombotisch. Das kann das erhöhte Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Herzschwäche erklären.
„Diese Veränderungen der Gefäßfunktion sehen wir normalerweise nur bei Patienten mit ausgeprägten Risikofaktoren wie hohem Cholesterin, Diabetes oder bei Rauchern“, so der Studienleiter Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel. „Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass nächtlicher Bahnlärm aufgrund der negativen Auswirkungen auf die Gefäßfunktion einen wichtigen Herz-Kreislauf-Risikofaktor darstellt“.