Belastungs-EKG: in Corona-Zeiten besser nicht

Ein Belastungs-EKG ist Standard in der Herzmedizin – allerdings mit hoher Aerosolbelastung verbunden. Als sichere Alternative ist die Myokardszintigraphie angesagt.

Belastungs-EKG derzeit besser vermeiden.

Gemeinsamer Sport in geschlossenen Räumen ist momentan bekanntlich keine gute Idee, da bei körperlicher Anstrengung vermehrt Aerosole ausgestoßen werden. Ähnlich stark außer Atem kommen jedoch auch Menschen, die sich bei Verdacht auf eine Erkrankung der Herzkranzgefäße einem Belastungs-EKG unterziehen. Dabei werden ebenfalls große Aerosolmengen ausgestoßen, die möglicherweise virusbelastet sind. Das Problem ist jedoch, dass den Patienten in dieser Situation keine FFP2-Maske zuzumuten ist – ohne Maske jedoch ist das anwesende medizinische Personal stark gefährdet. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet die sogenannte Myokardszintigraphie, eine Methode aus der Nuklearmedizin.

Die Alternative zum Belastungs-EKG

Gerade das Belastungs-EKG lässt sich sehr leicht durch eine Myokardszintigraphie mit medikamentös erzeugter Belastung ersetzen. Es erhöht nicht unnötig die Aerosolbelastung des medizinischen Personals. Noch nicht genug der Vorteile: das nuklearmedizinische Untersuchungsverfahren ist dem Belastungs-EKG in der Aussagekraft sogar überlegen. Mit einer Myokardszintigraphie sind deutlich genauere Aussagen über die Durchblutung des Herzmuskels möglich, so der Herzspezialist und BDN-Experte Prof. Dr. med. Sigmund Silber aus München.

Entsprechend hat die European Society of Cardiology (ESC) die diagnostische Aussagekraft des EKGs in ihren aktuellen Leitlinien* herabgestuft. Um einen Verdacht auf KHK abzuklären, werden bildgebende Verfahren wie Stressechokardiographie, Stress-Magnetresonanztomographie (Stress-MRT), Kardio-Computertomographie (Kardio-CT) und Stress-Myokardszintigraphie empfohlen.

Gefahrloser Blick in den Herzmuskel

Bei der Myokardszintigraphie wird ein schwach radioaktives, nicht jodhaltiges Kontrastmittel in eine Vene injiziert und anschließend die Blutversorgung des Herzmuskels mit einer speziellen Kamera aufgenommen. Dabei ist die Durchblutung auch ohne Treten auf dem Fahrrad-Ergometer unter Belastung messbar. Denn gefäßerweiternde Wirkstoffe setzen die Herzkranzgefäße rein medikamentös unter Stress – die Durchblutung also ohne körperliche Aktivität beeinflusst.

Die Myokardszintigraphie ist ein sicheres, aussagekräftiges und schonendes Verfahren zur Herzdiagnostik. Es reduziert die Aerosolbelastung des medizinischen Personals stark und sollte deshalb gerade jetzt in der Pandemie verstärkt zum Einsatz kommen.

*https://leitlinien.dgk.org/leitlinien/esc-guidelines/

Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN)

Foto: © savanno / fotolia.com
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