Juveniler Schlaganfall: auch die Jüngeren

Schlaganfall? Den bekommen nur ältere Menschen. Irrtum: Fast jeder fünfte Patient in Deutschland unter 55 erhält die Diagnose juveniler Schlaganfall.

Jüngerer Mann beim Neurologen: Diagnose juveniler Schlaganfall.

Ein Schlaganfall wird allgemein als Erkrankung des höheren Lebensalters wahrgenommen. Doch ein erheblicher Anteil der Schlaganfälle betrifft Menschen unter 55 Jahren. Das macht derzeit 15 bis 20 Prozent aller Schlaganfall-Patienten in Deutschland aus. Dann gilt der Hirninfarkt medizinisch als juveniler Schlaganfall. Die Hinweise verdichten sich, dass Schlaganfälle in dieser Altersgruppe zunehmen. Das belegen neue Studien*.

Juveniler Schlaganfall besonders einschneidend

Auch junge Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, haben nach der Erkrankung häufig mit gravierenden Folgen zu kämpfen. Denn trotz der heute existierenden guten Therapiemöglichkeiten kehren nur etwa 40 Prozent der juvenilen Schlaganfall-Patienten an ihren Arbeitsplatz zurück und etwa ein Drittel bleibt dauerhaft erwerbsunfähig. Diese Einschränkungen der Berufsfähigkeit bedeuten meist auch massive Störungen in der Familienplanung. Der Lebenslauf der Betroffenen ist also gravierend verändert. Daher ist der Einfluss des Schlaganfalls in dieser Altersgruppe besonders bedeutsam.

Warum immer Jüngere?

Ein Grund für das vermehrte Auftreten von Schlaganfällen bei jüngeren Patienten liegt vermutlich in dem Anstieg der typischen Gefäßrisikofaktoren, die zu einem Schlaganfall führen können. Dazu zählen beispielsweise ein hoher Blutdruck, Diabetes, Rauchen und Übergewicht. Diese Risiken sind bislang bei den jüngeren Erkrankten als weniger relevant angesehen worden. Doch bei einem der Großteil der juvenilen Schlaganfälle sind sie verantwortlich für so genannte Gefäßdissektionen – Beschädigungen arterieller Gefäßwandschichten – und kardiale Embolien. Letztere sind durch strukturellen Veränderungen des Herzens bedingt. Bei circa 10 bis 15 Prozent der Betroffenen jungen Patenten sind seltene Ursachen wie Gefäßentzündungen, Gerinnungsstörungen oder Stoffwechselstörungen zu finden. Neben den erwähnten  Fällen mit klarer Ursache gibt es aber auch solche, die – trotz aller sorgfältigsten Untersuchungen – ungeklärt bleiben. Dieser nicht unerhebliche Anteil der juvenilen Schlaganfälle wird als so genannter kryptogener Schlaganfall klassifiziert.

Auch ein juveniler Schlaganfall muss schnellstmöglich in einer Stroke Unit behandelt werden. Hier erfolgen wirksame Therapien, wie die mechanische Thrombektomie (TE) und die medikamentöse Thrombolyse. Dabei wird das Blutgerinnsel durch eine Infusion mit dem Enzym Alteplase aufgelöst.

* George M. G. et. al. Prevalence of cardiovascular risk factors and strokes in younger adults. JAMA Neurol 2017; Jun 1 (6) 74: 695 – 703.

Foto: © VadimGuzhva / fotolia.com

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