Gen für Magersucht entdeckt

Magersucht hat psychische Ursachen, so bislang die einhellige Meinung. Nun haben Forscher nachgewiesen, dass es auch eine genetische Veranlagung gibt.

Junge, sehr schlanke Frau isst einen Apfel: Magersucht ist nach neusten Erkenntnissen nicht immer nur psychisch. Auch die Gene können eine Rolle spielen.Die Gründe, warum jemand an einer Essstörung erkrankt, werden überwiegend in der Psyche gesucht: persönliche Konflikte und emotionaler Stress, Traumata und nachteilige Prägungen in der Kindheit. Auch das heutige Schönheitsideal, das uns Magermodels live und in Farbe vorführen, trägt zur Entwicklung einer Magersucht bei. Neben den psychischen wurde nun ein weiterer Auslöser entlarvt: Er befindet sich in den Genen.

Magersucht auch genetisch bedingt

Eine internationale Forschergruppe an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen fand heraus, dass die Sucht nach immer dünner auch in die Wiege gelegt sein kann. Ihr gelang es, das Gen auszumachen, das Anorexia nervosa – wie Magersucht medizinisch heißt – begünstigt. Das renommierte Fachmagazin The American Journal of Psychiatry berichtete darüber*. Die Wissenschaftler untersuchten die Daten von über 3.400 betroffenen Patientinnen. Dabei entdeckten sie das Anorexia-Gen: Es liegt auf dem Chromosom Nummer 12. Diese Region unseres Genoms, unseres Erbguts, wurde auch bereits mit Diabetes und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Die Essstörung könnte mit noch weiteren Erkrankungen verknüpft sein; etwa mit Schizophrenie. Denn die Gene, die dafür empfänglich machen, überlappen sich.

Völlig neue Ansätze zur Behandlung

Das Forscherteam der Universität Duisburg-Essen stieß auf noch etwas Erstaunliches: Zwischen Magersucht und verschiedenen angeborenen Stoffwechselstörungen gibt es enge Überlappungen. Diese Entdeckungen, so das Fazit der Wissenschaftler, wird das bisherige Verständnis der Anorexia nervosa komplett und nachhaltig verändern. Denn auf einmal ist nun klar: Eine bislang für rein psychiatrisch gehaltene Störung hat einen körperlichen Hintergrund. Das eröffnet vollkommen neue und unerwartete Möglichkeiten zur Therapie. Diese gute Aussicht ist noch nicht alles, was aus der Untersuchung resultiert. Darüber hinaus positiv ist, dass die genetische Ursache die Betroffenen entlastet. Denn eine so fatal falsche Sicht seiner Figur und seines Körpers zu haben, wird leider immer noch stigmatisiert. Das könnte sich jetzt hoffentlich bald ändern …

*doi: 10.1176/appi.ajp.2017.16121402
Foto: © olly / www.fotolia.com
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