Tausende Bundesbürger haben angeborene Herzfehler. Viele von ihnen sind nicht ausreichend versorgt, warnen Herzexperten. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind jedoch lebenswichtig.
Schätzungsweise 280.000 Erwachsene mit angeborenem Herzfehler, kurz EMAH, leben in Deutschland. Ihre Zahl steigt nach Angaben der Deutschen Herzstiftung jährlich mindestens um rund 6.000. Die große Mehrheit der angeborenen Herzfehler kann heute operativ – einfachere Fehlbildungen zum Teil auch ohne Operation per Katheter – so gut behandelt werden, dass die meisten der Betroffenen ein fast normales Leben führen. Das genügt jedoch noch nicht, mahnen Herzexperten.
Kontinuierliche Weiterbehandlung wichtig
Trotz der guten Behandlungserfolge erfordern angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter eine kontinuierliche fachärztliche Weiterbehandlung. Ansonsten können laut Prof. Dr. Thomas Meinertz, Vorsitzender der Deutschen Herzstiftung, schwerwiegende Spätkomplikationen wie Herzschwäche, Lungenhochdruck oder Herzinnenhautentzündung drohen. „Möglich sind auch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen mit dem Risiko eines plötzlichen Herztodes“. Die schlechte Versorgungssituation so vieler EMAH liegt vor allem an mangelhafter Information und unzureichender medizinischer Betreuung. „Häufig mündet das leider in eine Einlieferung als Herznotfall“, so Prof. Dr. Meinertz.
Angeborene Herzfehler gehören zu Spezialisten
Angesichts der Vielfalt der angeborenen Herzfehler mit ihren individuellen Verlaufs- und Behandlungsformen ist es meist nur Spezialisten möglich, diese sicher zu beurteilen. Ein Hausarzt, Allgemeinmediziner oder Internist kann kaum über spezifische Kenntnisse der Probleme dieser teils sehr komplexen Herzanomalien verfügen, so Prof. Dr. Dr. Harald Kaemmerer vom Deutschen Herzzentrum München – „dies ist keineswegs ein Vorwurf“. Vielen EMAH-Patienten ist unklar, dass es auch erst viele Jahre nach einer erfolgreichen Behandlung des Herzfehlers zu Spätkomplikationen kommen kann. „Treten dann neue Probleme auf, wenden sich diese Patienten häufig zuerst an ihren Haus- oder Allgemeinarzt“. Diese sollten die Weichen dann unbedingt richtig stellen: Die Betroffenen nämlich an einen Spezialisten für angeborene Herzfehler überweisen. „Diese Ärzte sind mit möglichen Problemkonstellationen vertraut und können dann mit den Haus- oder Allgemeinärzten ein optimales, gemeinsames Patientenmanagement festlegen“, so Prof. Dr. Dr. Kaemmerer.
Umfrage unter EMAH und ihren Ärzten
Mit Hilfe einer bundesweiten Umfrage, die sich unter www.vemah.info an EMAH und ihre Haus- oder Allgemeinärzte richtet, soll die EMAH-Versorgung insgesamt verbessert werden. „Auch um fatale Krankheitsverläufe bis hin zum Herztod zu verhindern“, so Prof. Dr. Dr. Kaemmerer, der die Umfrage initiiert hat. „Wir appellieren an alle EMAH und ihre Haus- und Allgemeinärzte, sich an dieser wichtigen Umfrage zu beteiligen. Denn nur mit ihrer Hilfe lassen sich neue zuverlässige Erkenntnisse zur Klärung vieler offener Fragen gewinnen“.
Quelle: Deutsche Herzstiftung