Herzgesund? Wo und wie leben Sie?

Wie herzgesund sind die Deutschen? Durchwachsen: Zwischen den Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede. Der soziale Status erweist sich als Risikofaktor.  

Wie herzgesund jemand ist, hängt auch von seinem Wohnort und sozialen Status ab.

Also erst einmal haben wir nichts zu meckern. Erstens: Die Zahl jener, die an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verstorben sind, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verringert. Zweitens: Die Qualität der herzchirurgischen Versorgung ist in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau – wie auch bereits in den letzten Jahren. Auch die Kinderherzmedizin darf sich das Etikett „hervorragend“ anheften. Einen angeborenen Herzfehler beispielsweise überleben heute über 95% der Babys – die Sterblichkeit daran ist seit 1990 dramatisch, nämlich um 25%, zurückgegangen. Ist doch alles super, oder? Nicht so wirklich. Denn von den positiven Entwicklungen profitieren keineswegs alle Bundesbürger. Leider bestimmt über die Herzgesundheit auch, wo wir leben und wie …

Herzgesund je nach PLZ?

Bereits seit Jahren gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle: Menschen in den neuen Bundesländern haben insgesamt gesehen eine schlechtere Gesundheit als in den alten Bundesländern. Das gilt allen voran für den Zustand von Herz und Gefäßen. Beim Thema “herzgesund” bestehen die alten Unterschiede fort, wie der neue Deutsche Herzbericht zeigt. Ein eklatantes Beispiel dafür ist die Sterberate an Herzkrankheiten, besonders dem Herzinfarkt. Die meisten Herzinfarkttoten beklagt weiterhin Sachsen-Anhalt mit 82 pro 100.000 Einwohnern (EW), Brandenburg mit 83, Thüringen mit 69 und Mecklenburg-Vorpommern mit 68. Die niedrigsten Werte finden sich in Schleswig-Holstein mit 42, Hamburg mit 46, Nordrhein-Westfalen mit 49 und Bayern mit 51 Herzinfarkttoten.

„Kritisch sehen wir, dass die Bundesländer mit der geringsten Kardiologendichte zugleich gegen eine überdurchschnittlich hohe Infarktsterblichkeit ankämpfen“, so Prof. Dr. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. So gibt es in Thüringen für 31.922 Einwohner nur einen Kardiologen, während das Saarland auf einen Kardiologen für 17.467 Einwohner kommt. Auch die ungleiche Verbreitung der Herznotfallambulanzen (Chest-Pain-Units, CPU) fällt ins Auge. Thüringen mit drei und Sachsen-Anhalt mit vier CPUs zählen zu den Regionen mit der geringsten CPU-Dichte.

Soziale Unterschiede gehen ans Herz

Was einen enormen Einfluss auf die Risikofaktoren und damit auf herzgesund hat, sind die sozialen Umstände: Bildungsstand und Einkommen. Das zeigen auch bundesweite Erhebungen des Robert Koch-Instituts (RKI) (GEDA 2014/2015-EHIS), die der neue Herzbericht vorstellt. Wenig überraschend, leider: Je höher der Bildungsstand, desto gesünder verhalten sich Menschen. Sie rauchen weniger, sind sportlich aktiver und essen mehr Obst und Gemüse. Damit steuern sie Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder psychosozialem Stress entgegen, die wiederum zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche führen. Während Erwachsene mit höherem Bildungsniveau in den letzten Jahren sportlich aktiver wurden, ist die sportliche Inaktivität bei Personen mit niedrigerem Bildungsstand konstant hoch geblieben. Bei Frauen ist der tägliche Obst- wie auch der Gemüsekonsum in der oberen Bildungsgruppe höher als in der niedrigen. Auch das Rauchen ist deutlich häufiger in den niedrigen Bildungsgruppen sowohl bei Frauen als auch bei Männern verbreitet, als in hohen Bildungsgruppen.

Foto: © Daniel Etzold – Fotolia
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