Der “kleine Unterschied” wiegt bei Arzneimitteln ganz besonders schwer. Auch so einige Herzmedikamente wirken bei Frauen anders als bei Männern.
Dass Frauenherzen anders schlagen, zeigt sich auf vielen Ebenen: bei Auslösern, Symptomen und Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch bei der Wirksamkeit der Behandlung gibt es Unterschiede. So hat sich inzwischen gezeigt, dass viele Herzmedikamente bei Frauen und Männern andere Wirkungen haben. Was ihm hilft, kann bei ihr wirkungslos sein.
Frauen sind keine kleinen Männer
Dass viele Herzmedikamente bei Frauen anders wirken, verwundert nicht. Schließlich sind sie nicht einfach nur kleine Männer. Da genetisch anders ausgestattet, reagieren Frauen anders. Das gilt bereits für Aufnahme, Verteilung und Ausscheidung eines Medikaments – der sogenannten Pharmakokinetik. So können Dauer und Stärke der Wirkung des Medikaments geschlechtsabhängig unterschiedlich sein. Zudem ist der Stoffwechsel bei Frauen anders getaktet sowie Fett, Muskeln und Wasser anders im Körper verteilt. Für diese eklatanten Unterschiede gibt es jedoch leider eine Art von Betriebsblindheit. Der mit wichtigste Grund dafür ist, dass Frauen in der medizinischen Forschung unterrepräsentiert sind: Ein Großteil der Arzneimittel wurde in der Testphase nie an Frauen ausprobiert.
Worauf Evas achten müssen
Nachfolgend lesen Sie, welche Herzmedikamente bei Frauen anders wirken und anders dosiert werden müssen.
ACE-Hemmer
Sie hemmen ein Enzym namens Angiotensin Converting Enzym – daher der Name. Bei Frauen haben sie sich als weniger wirksam erwiesen. Zudem treten bei ihnen häufiger Nebenwirkungen wie Husten und Hautausschläge auf. Was mit daran liegt, dass diese Medikamente oft zu hoch dosiert sind.
Acetylsalicylsäure (ASS)
Der bekannte Wirkstoff bekämpft Schmerzen wie Entzündungen und, er verdünnt das Blut. Wovon Evas Herzen und Gefäße deutlich weniger profitieren: Die vorbeugende Wirkung ist lange nicht so gut wie bei Männern. Als Grund wird angenommen, dass weibliche Blutplättchen anders auf ASS reagieren.
Betablocker
Sie blockieren die an Herz- und Gefäßwänden liegenden Beta-Rezeptoren, die Empfangsstationen für die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Bei Männern werden diese Wirkstoffe, wohl wegen dem Plus an Testosteron, um bis zu 40 Prozent schneller abgebaut als bei Frauen. Bei ihnen wirken Beta-Blocker stärker und sind entsprechend oft zu hoch dosiert. Bekannte Beispiele dafür sind die Betablocker namens Metoprolol und Propranolol: Bei beiden ist die Standarddosis für Frauen zu hoch. Was mit dazu führt, dass sie mit erheblich mehr Nebenwirkungen zu kämpfen haben.
Digitalis
Der Fingerhut-Stoff wird seit langem in der Behandlung von Herzschwäche eingesetzt. Heute wird Digitalis im Labor synthetisch hergestellt. Männerherzen leistet er zweifelsohne gute Dienste. Frauenherzen dagegen kann er in Gefahr bringen – wie sehr, zeigte etwa die sogenannte Digitalis-Überlebensstudie. Dabei wurden im Jahr 2002 die geschlechtsabhängigen Unterschiede untersucht. Mit einem erschreckenden Ergebnis: Bei Frauen, die mit Digitalis behandelt wurden, war die Sterblichkeit höher als bei jenen, die Placebo bekommen hatten.
Diuretika
Diese harntreibenden Mittel fördern die Wasserausscheidung und senken so einen zu hohen Blutdruck. Allerdings wandern mit dem Urin auch wichtige Mineralien wie Kalium in die Kanalisation: Auslöser für die Nebenwirkungen dieser Medikamente. Von ihnen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei ihnen kann der Mangel an Kalium bis hin zu schweren Herzrhythmusstörungen führen.
Kalziumantagonisten
Sie werden ebenfalls bei Bluthochdruck eingesetzt. Bei Frauen sind sie allerdings weniger effizient. Denn in ihrem Stoffwechsel werden Kalziumantagonisten rascher abgebaut, was die Wirkungsdauer verkürzt.