Sport schützt Patienten mit Vorhofflimmern überaus effektiv vor den unangenehmen Flimmeranfällen. Die Wirkung ist mit einem Medikament kaum zu erreichen.
Wer Vorhofflimmern hat, weiß um die Erleichterung und den Zugewinn an Lebensqualität, wenn die Anfälle seltener oder gar nicht mehr vorkommen. Das Herz schlägt bei solchen Flimmeranfällen wie aus dem Nichts bis zum Hals und beginnt zu rasen. Oftmals kommen Druckgefühl im Brustkorb, Luftnot, Schwindel und ein Angstgefühl hinzu. Die Betroffenen können allerdings selbst gegen solche unangenehmen Episoden aktiv werden – im wahrsten Wortsinn.
Sport senkt das Risiko dramatisch
„Für Patienten mit Vorhofflimmern sind Sport und Gewichtsabnahme ganz entscheidend, um ihr Risiko für erneute Vorhofflimmeranfälle dramatisch zu senken. Das belegen Studien*“, so Herzspezialist Prof. Dr. med. Bernd Nowak vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Denn Sport und Ausdauerbewegung sind für Patienten mit Vorhofflimmern für eine Verbesserung ihres Herzleidens ebenso entscheidend wie für Patienten mit anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzschwäche, koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck. Allerdings sollte laut Prof. Nowak „die Trainingsdosis immer mit dem Arzt ermittelt werden.“ Denn bei Vorhofflimmerpatienten, die z. B. Betablocker oder Rhythmusmedikamente einnehmen, ist zuerst der optimale Trainingspuls mittels Belastungstest zu bestimmen.
Wirkung besser als Medikamente
Empfehlenswert für Patienten mit Vorhofflimmern ist ein niedrig bis mäßig dosiertes Ausdauertraining von 20 bis 30 Minuten 3- bis 5-mal pro Woche. Gut sind flottes Gehen, Joggen, Walken, Radfahren, Ergometer oder Tanzen. Niedrig dosiertes Krafttraining sollte auch Trainingsbestandteil sein: „Ältere Menschen, die besonders häufig von Vorhofflimmern betroffen sind, riskieren mit Krafttraining weniger Stürze und kommen im Alltag besser zurecht“, weiß Prof. Nowak. Kann ein Vorhofflimmerpatient seine Belastbarkeit um mehr 50 Watt steigern, was einem schnelleren Gehen entspricht, wird das Risiko für erneutes Vorhofflimmern über eine FünfJahres-Periode um 37 % verringert. „Also ein Rückgang um mehr als ein Drittel“, so Kardiologe Nowak. Nimmt man zusätzlich 10% an Körpergewicht ab und steigert seine Belastbarkeit um mehr als 50%, kann das Risiko erneuter Vorhofflimmeranfälle sogar um drei Viertel gesenkt werden. „Der Effekt ist so groß, wie man ihn mit Medikamenten kaum erreichen kann.“
Bei welchen Sportarten es Einschränkungen gibt
Da Vorhofflimmeranfälle ganz plötzlich auftreten und mit Atemnot und Schwächeanfällen einhergehen können, kann z. B. Schwimmen im Meer oder in anderen Gewässern gefährlich sein. Auch Klettern oder exponiertes Bergwandern, z. B. über einen Grat, sollte man vermeiden. Patienten die Gerinnungshemmer nehmen, sollten ein Auge darauf haben, ob ihr Sport verletzungsträchtig ist. Das ist z. B. bei Mountainbiking, Snowboarding, bei Ski alpin auf schnellen, sehr vollen Pisten oder bei Kampfsportarten der Fall. „Da ist die Gefahr von folgenreichen Blutungen in die Muskeln, in die Gelenke, in die inneren Organe erhöht. Dieses Risiko sollte man nicht eingehen“, warnt Prof Nowak.
*Pathak RK et al., J Am Coll Cardiol. (2015), Impact of CARDIOrespiratory FITness on Arrhythmia Recurrence in Obese Individuals With Atrial Fibrillation: The CARDIO-FIT Study.
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