Frauenherzen sind anfälliger. Das gilt besonders für Herzinfarkte: weibliche Infarktpatienten sind erheblich höheren Risiken ausgesetzt. Vor allem im ersten Jahr.
„Herzinfarkte sind eine Männerkrankheit …“ Diese falsche Ansicht ist noch immer weit verbreitet. Männer machen zwar ungefähr zwei Drittel der Patienten aus, die wegen Infarkten stationär behandelt werden. Doch Frauen holen inzwischen zahlenmäßig kräftig auf. Und: sie sterben deutlich häufiger an Herzinfarkten und ihren Folgen als Männer. Diesen traurigen Fakt hat nun ein Forscherteam der Technischen Universität München (TUM) erneut bestätigt*.
„Andere“ Herzinfarkte
Dass Frauenherzen mehr bedroht sind, liegt vor allem daran, dass sie meist „andere“ Infarkte bekommen als Männer – nämlich den sogenannten Eva-Infarkt. Er geht mit weniger typischen Symptomen einher als der männliche Klassiker und wird deshalb unter anderem zu spät erkannt. Nächstes Problem: Zum Zeitpunkt des Infarkts sind Frauen statistisch gesehen zehn Jahre älter und haben häufiger Begleiterkrankungen wie Diabetes. Zudem werden Herzinfarkte bei ihnen seltener durch lokale Gefäßverengungen ausgelöst, die vergleichsweise leicht zu erweitern sind. Stattdessen sind die Herzarterien häufiger diffus befallen. In solchen Fällen sind lokale Dehnungsversuche anders als bei Männern wenig aussichtsreich.
Das brisante erste Jahr
Was die Wissenschaftler der TUM herausfanden, bestätigte nicht nur das Wissen darüber, dass Herzinfarkte für Frauen eine größere Gefahr sind. Neu und überraschend sind die Daten für die ersten 365 Tage nach dem Infarkt: In diesem Zeitraum starben Frauen mehr als anderthalb mal so häufig wie Männer. Dafür spielen wahrscheinlich gesellschaftliche und psychische Gründe eine wichtige Rolle. Denn an Frauen, so Studienleiter Prof. Dr. Georg Schmidt, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Kardiologie an der TUM, werden nach einem Herzinfarkt oft andere Anforderungen gestellt, als an Männer: „Sie sollen schneller wieder ‘funktionieren’ und sind dadurch größeren Belastungen ausgesetzt.“ Ein weiterer wichtiger Faktor sind depressive Erkrankungen. Wie Studien zeigten, sind diese nicht nur für sich genommen gefährlich – sie sind auch ein Risikofaktor bei anderen Erkrankungen.
Intensive Betreuung
Die TUM-Forscher appellieren an die behandelnden Ärzte, Infarktpatientinnen gerade im ersten Jahr nach dem Ereignis besonders intensiv zu betreuen. Große Sorgfalt ist allen voran von den Hausärzten gefordert: „Sie sollten im Hinblick auf die soziale Situation der Patientinnen und Anzeichen von Depressionen aufmerksam sein”.