Smartwatches können inzwischen jede Menge: etwa Wetter anzeigen, E-Mails empfangen, Schritte und Kalorien zählen. Auch Herzpatienten können von ihnen profitieren.
Smarte Uhren werden zunehmend begabter. Ehedem erfassten sie noch Gesundheitsdaten wie Schrittzahlen und Kalorienmengen, nun sind in der Lage, Puls und Blutdruck zu messen. Manche von ihnen können bereits einfache EKGs erstellen. Diese Fähigkeiten machen sie auch für Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen interessant. Das sieht auch der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung so: „Smartwatches entwickeln sich zunehmend in Richtung kleiner medizinischer Diagnosegeräte“.
Pulsmessung
Die Pulsmessung durch eine Smartwatch funktioniert optisch mittels Infrarotlicht durch die sogenannte Photoplethysmographie (PPG). Dabei wird Infrarotlicht in die Haut gesendet und gemessen, wie viel sie davon reflektiert. Diese Menge ist abhängig davon, wie viel Blut durch die oberflächlichen Kapillaren fließt. Da bei jedem Pulsschlag die Blutmenge in den Kapillaren zunimmt, wird in diesem Moment mehr Licht absorbiert und weniger reflektiert. Die Uhr rechnet die reflektierte Lichtmenge dann in eine Pulswelle um. „Die Zuverlässigkeit bei der Pulsmessung durch eine Smartwatch liegt bei über 90 Prozent und entspricht damit der Messgenauigkeit einer Messung mit einem Brustgurt“, so Prof. Meinertz. Wichtig ist allerdings, dass sowohl Handgelenk als auch Sensor sauber sind und die Uhr ausreichend dicht an der Haut sitzt. Ansonsten können die Messwerte ungenau werden.
EKG-Erstellung
Die Erstellung eines Elektrokardiogramms beruht auf einer anderen Technik. Hier misst die Smartwatch den elektrischen Impuls, der jeden Herzschlag auslöst. Für die Messung müssen die Träger zunächst einen Sensor drücken und den 30-sekündigen Messvorgang abwarten. Dieser sollte am besten in Ruhe durchgeführt werden. Die Uhr erstellt auf diese Weise ein 1-Kanal-EKG, das Herzrhythmusstörungen zuverlässiger erkennt als bei einer reinen Pulsmessung.
Wie verlässlich sind Smartwatches?
„Einen Arztbesuch können sie nicht ersetzen, aber durchaus ergänzen“, sagt Prof. Meinertz. Denn verschiedene Untersuchungen, unter anderem von der Stiftung Warentest, bescheinigen den smarten Uhren eine hohe Verlässlichkeit – beispielsweise bei der Puls- und Blutdruckmessung. Bei ernsthaften Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern stoßen Smartwatches jedoch an ihre Grenzen. „Sie sind in der Lage Vorhofflimmern zu erkennen und zu dokumentieren, allerdings ist eine Bestätigung der Diagnose für die erfasste Rhythmusstörung durch den Facharzt erforderlich“, betont Prof. Meinertz. Das gilt auch für andere Messungen der smarten Uhren: „Um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, bedarf es einen Mediziner“.
Informationen über die Möglichkeiten und Grenzen moderner Smartwatches zur Unterstützung von Herz-Kreislauf-Patienten bietet die Herzstiftung unter www.herzstiftung.de/smartwatches-herzpatienten an.
Quelle: Deutsche Herzstiftung