Fast jeder Zehnte in Deutschland hat trockene Augen und damit häufig chronische, starke Schmerzen. Augentropfen mit Cannabis helfen wirksam dagegen.
Trockene Augen sind die häufigste chronische Augenerkrankung: bis zu zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden daran. Außer Sehbeschwerden sind Augenschmerzen das Hauptsymptom dieser Störung der Tränenproduktion. Teilweise sind die Schmerzen so stark, dass Betroffene Jobverlust oder Trennung erleiden und Suizidgedanken entwickeln. „Wir verfügen bisher über keine wirksame Therapie gegen die Augenschmerzen“, so Prof. Dr. med. Claus Cursiefen, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). „Unsere Hoffnungen ruhen deshalb auf Augentropfen mit Cannabiswirkstoffen.“
Trockene Augen profitieren von THC
Insbesondere der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, kurz THC, kommt in der Medizin schon bei verschiedenen Leiden wie chronischen Schmerzen, Epilepsie oder Tourette-Syndrom als Medikament zum Einsatz. Nun hat eine Forschungsgruppe der Universitäts-Augenklinik Köln Augentropfen mit Cannabiswirkstoffen entwickelt. „Wir haben Augentropfen mit THC auf Basis von Semifluorierten Alkanen, SFAs, hergestellt“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. med. Philipp Steven. „Cannabiswirkstoffe lassen sich nicht in Wasser lösen, daher nutzen wir die wasserfreie SFA-Technologie“. So können hohe Wirkstoffmengen an den Ort der Erkrankung, die Augenoberfläche, transportiert werden. „Das Auge, vor allem die Hornhaut, besitzt mehr Nervenendigungen als jedes andere Gewebe des menschlichen Körpers und ist deshalb auch so schmerzempfindlich“, so Prof. Steven.
Die THC-Augentropfen binden an die Nervenenden und vermitteln so ihre Wirkung. Das führt zu einer starken Besserung der Erkrankung und Schmerzen. Aufgrund der verwendeten niedrigen Dosis gibt es keine unerwünschten Effekte im zentralen Nervensystem, etwa in Form von psychischen Veränderungen.