Blutdrucksenkung: nicht zu niedrig

Je niedriger, desto besser“ ist bei der Blutdrucksenkung das falsche Motto. Denn auch ein zu niedriger Blutdruck kann schädlich sein.

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Bluthochdruck ist die mit größte Gefahr für unsere Gesundheit – nicht nur der des Herzens und der Blutgefäße. Auch viele andere Erkrankungen gehen auf sein Konto. Also runter mit den Werten. Doch bis wohin ist eine Blutdrucksenkung sinnvoll? Eine sehr berechtigte Frage. Zu niedriger Blutdruck lässt das Risiko für Herz und Gefäße nämlich wieder ansteigen.

Untergrenzen sinnvoll

Die aktuellen Empfehlungen der wissenschaftlichen Gremien und Leitlinien empfehlen uns einhellig, dass der systolische Blutdruck unter 140 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) zu liegen hat. Was uns allerdings fehlt, sind Vorgaben, wie niedrig der Blutdruck sinken sollte oder darf. Dass und wie wichtig das ist, führt nicht zuletzt eine neue Studie vor Augen*. Sie zeigt, dass „je niedriger, umso besser“ keine Lösung ist. Ganz im Gegenteil: Experten plädieren deshalb bereits dafür, Untergrenzen für die Blutdruckwerte festzulegen.

Zu tiefe Blutdrucksenkung auch riskant

Sinkt der Blutdruck unter einen bestimmten Wert, steigt das Herz-Kreislauf-Risiko wieder an. Zu diesem bemerkenswerten – und auch alarmierenden – Ergebnis kam die Analyse zwei großer Studien namens ONTARGET und TRANSCEND. Darin waren über 30.000 (!) Patienten mit einem zu hohen Blutdruck untersucht worden. Jene mit systolischem Blutdruck unter 120 mmHg hatten ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse als die mit einem Wert zwischen 120 und 140 mmHg – um ganze 14 Prozent war die Gefahr angestiegen. Die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhte sich bei den niedrigeren Werten um 29 Prozent. Ähnliches Szenario beim diastolischen Blutdruck: Werte unter 70 mmHg sorgten für ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse. Auch das Risiko für Herzinfarkt und durch Herzschwäche bedingte Klinikeinweisungen war erhöht. Somit ist für die meisten Hochdruckpatienten eine Senkung des systolischen Blutdrucks auf unter 130 mmHg, nicht jedoch unter 120 mmHg sicher und wirksam.

Fazit: Nicht zu niedrig und lieber individuell festlegen

Keine Frage: Ein zu hoher Blutdruck ist eine Zeitbombe für die Gesundheit. Aber der Umkehrschluss gilt nicht: Ein möglichst niedriger Blutdruckwert ist eben nicht unbedingt das optimale Behandlungsziel einer Blutdrucksenkung. Insofern wäre das Festlegen einer Blutdruck-Untergrenze sinnvoll, so der Leiter der Studie, Prof. Dr. Michael Böhm. Und, eine individuelle Beurteilung: Denn der Vorteil einer erreichten Blutdruckhöhe hängt immer auch vom individuellen Risikoprofil des einzelnen Patienten ab.

*Böhm M. et al. Achieved blood pressure and cardiovascular outcomes in high-risk patients: results from ONTARGET and TRANSCEND trials. Lancet 2017
Foto: © tomertu / fotolia.com
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