Einsamkeit birgt hohe Risiken

Kein Mensch ist eine Insel … Genau. Und umso schlimmer ist Einsamkeit: Emotionaler Mangel bedroht auch die Herz- und Gefäßgesundheit.

Leere Bank im Park: Einsamkeit hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit, zeigt eine neue Studie. Nicht nur psychisch, sondern auch körperlich.Wir alle sind soziale Wesen. Deshalb haben wir ein natürliches Grundbedürfnis, uns sozial zugehörig zu fühlen. Soziale Beziehungen sind entsprechend entscheidend für ein emotional erfülltes Leben. Doch was ist, wenn dieses Basisverlangen unerfüllt bleibt? Wenn sich der Mensch einsam fühlt, ihm also sozialer Kontakt schmerzlich fehlt und er sich nirgendwo zugehörig, sondern isoliert fühlt? Wirkt sich Einsamkeit darauf aus, wie seelisch gesund ein Mensch ist? Beeinflusst der emotionale Mangel sein Gesundheitsverhalten und die Anzahl seiner Arztbesuche? Und vor allem: Gibt es Bevölkerungsgruppen, in denen das Gefühl von Einsamkeit besonders weit verbreitet ist und lassen sich Risikofaktoren ermitteln?

Einsamkeit ist recht häufig

Das Gefühl, allein und isoliert zu sein, ist weiter verbreitet als bislang gedacht. Nach aktuellen Ergebnissen der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) der Universitätsmedizin Mainz* mit 15.000 Teilnehmern leidet etwa jeder Zehnte im Alter von 35 bis 74 Jahren hierzulande unter Einsamkeit. Das betrifft vor allem Frauen, Alleinstehende und jüngere Menschen. “Wir wissen, dass der Anteil von Menschen ohne eine feste Partnerschaft in unserer Gesellschaft zunimmt. In unserer aktuellen Studie waren vor allem die Alleinlebenden in den jüngeren Altersgruppen für das Gefühl von Einsamkeit empfänglich”, so der Leiter der Studie, Prof. Dr. Manfred Beutel.

Klare Zusammenhänge mit Erkrankungen

Im Rahmen der GHS wurden laut Prof. Beutel eindeutige Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und psychischen Beschwerden gefunden: Die Betroffenen weisen ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken auf. “Unter den Menschen, die extrem unter Einsamkeit litten, hatten über die Hälfte auch Depressionen und 40 Prozent litten unter allgemeinen Ängsten.” 42 Prozent dachten regelmäßig an Selbstmord. Doch Einsamkeit erhöht auch das Risiko für körperliche Erkrankungen – vor allem für jene von Herz und Gefäßen. Das ist hinreichend belegt. Und zeigt sich in der Studie unter anderem auch daran, dass einsame Menschen häufiger rauchen, vermehrt Ärzte aufsuchen und öfter einer stationären Behandlung bedürfen. Einsamkeit birgt also ernste Risiken für die emotionale und körperliche Gesundheit.

Deshalb sollten die Betroffenen und auch ihr soziales Umfeld es unbedingt erst nehmen, wenn Gefühle von Alleinsein und Kontaktarmut bestehen. Sprechen Sie das offen an und werden Sie aktiv. Möglicherweise ist auch psychologische Unterstützung eine gute Hilfe. So mancher braucht Begleiter, um sich aus seinem Schneckenhaus herauszutrauen.

*Beutel et al. BMC Psychiatry (2017): Loneliness in the general population: prevalence, determinants and relations to mental health, DOI 10.1186/s12888-017-1262-x

Foto: © CandyBox Images – Fotolia

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