Broken-Heart-Syndrom: Einsame L(l)eiden

Mangelnde emotionale Geborgenheit und menschliche Nähe können dem Herzen einigen Schaden zufügen. In der Herzmedizin spricht man daher vom “Broken-Heart-Syndrom”.

Herzschmerz Broken-Heart-Syndrom Herz Herz und Psyche Psyche Herzgesundheit Herzkrankheiten Stresshormone Sterblichkeit Stress Männer Risiken Herz-Kreislauf-Risiko Lebenserwartung Risikofaktor HerzinfarktWer niemanden hat, den er aus „ganzem Herzen“ liebhat oder dem er „herzlich“ verbunden ist, dessen Herzen fehlt etwas Grundlegendes. Ein Mangel, der dieses Organ erkranken lassen kann: das Leiden der Einsamen.

Das gebrochene Herz

Der Verlust eines geliebten Menschen und Liebeskummer bedeuten großen seelischen Schmerz. Dessen Bewältigung gehört sicherlich zu den schwierigsten Aufgaben, die uns das Leben stellt. So kann es dauern, bis ein gebrochenes Herz wieder heil wird – zuweilen ein ganzes Leben. Doch lässt diese emotionale Belastung das Herz nicht nur bildlich gesprochen brechen, sondern beeinträchtigt sie auch die Leistungskraft des Lebensmuskels? Durchaus: Heute ist erwiesen, dass die Redewendung vom „gebrochenen Herzen“ eine körperliche Grundlage hat. Nicht umsonst gibt es das Broken-Heart-Syndrom.

Vom gebrochenen Herzen zum Broken-Heart-Syndrom

Bereits der 1977 erschienene Bestseller „The broken heart“ stellte die gesundheitliche Brisanz emotionaler Beziehungen zur Diskussion. Männer, die sich von ihren Frauen geliebt fühlten, erkrankten seltener am Herzen als jene, die sich nicht in dieser Gewissheit geborgen sahen. Nun ist die Liebe, neurobiologisch gesehen, eine chemische Symphonie. Im akuten Zustand spielen dabei Neurotransmitter wie Serotonin, Endorphine und Hormone zum Tanz der Gefühle auf. Diese Hochstimmung macht sich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich bemerkbar. „Herzschmerz“ macht den Wallungen ein Ende und sorgt für eine erhöhte Ausschüttung an Stresshormonen. Das hat nicht nur seelische, sondern auch körperliche Leiden zur Folge. Wie weit dies gehen kann, führte die zu trauriger Berühmtheit gelangte „Broken-Heart“-Studie vor Augen: Die Sterblichkeit an Herzerkrankungen war bei Witwern im ersten halben Jahr nach dem Verlust ihrer Ehefrau um 40 Prozent höher als bei verheirateten Männern gleichen Alters und Risikoprofils.

Soziale Netzwerke sind gute Herzmedizin

Zahlreiche Studien kamen zu gleichen Ergebnissen: Alles was Gefühle der Einsamkeit fördert, verursacht emotionalen Stress. Umgekehrt wirkt Verbundenheit und menschliche Nähe gesunderhaltend und heilend. Bereits Ende der 1980er Jahre sorgten zwei Studien in dieser Hinsicht für Schlagzeilen. Sie lieferten eindeutige Hinweise, dass soziale Abgeschiedenheit das Herzinfarktrisiko um das Dreifache erhöht. Ein Bericht, der dann zu Beginn der 1990er Jahre im Wissenschaftsmagazin „Sciene“ veröffentlicht wurde, bringt die Erkenntnisse erschreckend klar auf den Punkt: „Was die Lebenserwartung angeht“, so heißt es darin, „ist soziale Isolation ein ebenso bedeutsamer Risikofaktor wie Rauchen und Bluthochdruck.“

Partnerschaft: Herzschutz für Männer

Emotionale Geborgenheit ist vor allem für Männer sehr wichtig: Eine Partnerschaft mit oder ohne Trauschein übt bei Männern einen günstigen Einfluss auf die Gesundheit aus. So besteht wissenschaftliche Übereinkunft darüber, dass mit Partner lebende Männer auch ein geringeres Risiko für Herzkrankheiten haben. Fehlende Nähe geht dagegen mit einem höheren Krankheitsrisiko einher. Ein Befund, der unabhängig von der Lebensweise und anderen gesundheitlichen Gefährdungen erhoben wurde. Auch die Prognose einer Herzerkrankung ist bei alleinstehenden Männern schlechter: Herzinfarktpatienten ohne Partner haben stärkere Beschwerden. Ebenso ist das Risiko eines erneuten Infarkts erhöht. Emotionaler Rückhalt hingegen fördert die Genesung und steigert die Lebenserwartung.

Foto: © Andreas Haertle / fotolia.com
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