Die zweite Station der Reise durch die Verdauung ist der Dünndarm. Hier erfolgt die chemische Spaltung und Aufnahme der Nährstoffe.
Drei bis fünfeinhalb Meter lang schlängelt er sich im Anschluss an den Magen durch unseren Bauch: In diesem Darmabschnitt ist der Hauptschauplatz der sogenannten chemischen Verdauung. Zur Bewältigung dieser Aufgabe hat der Dünndarm auch drei verschiedene Abteilungen – Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm.
Klug gefaltet
Als wichtigster Standort der chemischen Spaltung und Aufnahme der Nährstoffe muss der Dünndarm ausreichend Platz bereithalten. Dazu hat er sich etwas Schlaues einfallen lassen: Er faltet sich. Zunächst einmal in auch für unser Auge sichtbare Falten. Damit verlängert sich dieser Teil des Darms bereits auf beachtliche 18 Meter. Das genügt ihm jedoch noch nicht. Deshalb arbeitet er zusätzlich mit Zotten, um seine Oberfläche zu vergrößern. Sie sitzen zigfach überall auf der Haut des Darms. Der Clou daran ist: Die Zotten ihrerseits haben auch Zotten, noch kleinere. So wird der Dünndarm zum wahren Raumwunder. Mit hundert bis zweihundert Quadratmetern (!) hat er nun genug Platz für seinen Job.
Viel zu tun im Dünndarm
Speisebrei fertig zerlegen und chemisch aufspalten, dann die daraus gewonnenen Nährstoffe über das Blut in den Körper schleusen: ordentlich was zu tun. Dafür hat der Dünndarm auch Mitarbeiter – Zellen in seiner Schleimhaut. Die endokrinen Zellen zerlegen mit Hormonen und Enzymen Kohlenhydrate & Co. in ihre kleinsten Bestandteile. Die Saumzellen erledigen die Aufnahme der Nährstoffe in den Blutkreislauf. Dazu haben sie eine Art Bürste: Fingerchen, die im Speisebrei nach den Nährstoffen angeln gehen. Die nächsten in der Belegschaft, die Becherzellen, sondern Schleim ab. Damit gleitet der Speisebrei leichter durch die Kurven des Dünndarms. Die Paneth-Zellen sind die Polizei des Dünndarms. Ihre Waffen sind kleine Eiweiße, die sogenannten Defensine: Von den Paneth-Zellen abgesondert wehren sie Bakterien, Viren und Pilze ab. Im Speisebrei tummelt sich ja nicht nur Gutes für uns …
Versessen auf Sauberkeit
Wie eingangs erwähnt, ist der Dünndarm pingelig. Kaum ist der Speisebrei in ihm weiter gerutscht, fängt er dahinter an, sich zu putzen – und zwar sehr gründlich. Das macht er mit einer kräftigen Welle, dem motorischen Komplex. Der ist so eine Art Staubsauger und geht dem Speisebrei akribisch hinterher. Bereits nach einer Stunde Verdauungsleistung von seinem Chef macht er sich an die Arbeit: wischt und fegt, damit Neues im Dünndarm Platz hat. Das ordentliche Reinemachen braucht selbstverständlich seine Zeit. Weshalb auch nicht ständig neuer „Schmutz“ angeliefert werden sollte. Heißt: Zwischen den Mahlzeiten – und damit neuer Arbeit für den Dünndarm – sollten mindestens vier Stunden Pause liegen.