Reflux-Krankheit: Feuer in der Speiseröhre

Saures Aufstoßen, Sodbrennen: Die Reflux-Krankheit hat sie sich zu einer Volkskrankheit entwickelt. Fast 20 Prozent der erwachsenen Bundesbürger leiden darunter.

Frau mit Sodbrennen: Die Reflux-Krankheit betrifft in Deutschland etwa 20 Prozent der Erwachsenen.

Immer mehr Menschen kommt immer wieder „die Galle hoch“. So fühlt sich das zumindest für jene an, die unter der Reflux-Krankheit leiden. Was da „hochkommt“ ist jedoch nicht Galle. Mit der Gallenblase hat diese Erkrankung nämlich gar nichts zu tun. Sondern mit Magensaft, der seine Orientierung verloren hat: Er steigt hoch in die Speiseröhre, statt im Magen zu bleiben. Die im Magensaft enthaltene Magensäure führt dann zu den typischen Beschwerden. Diese machen sich bei etwa 15 Prozent der Patienten auch im Mundraum bemerkbar – so weit hinauf klettert bei ihnen der Magensaft.

Brennend und sauer …

Sodbrennen und saures Aufstoßen sind die beiden klassischen Anzeichen, mit denen sich der Reflux zu erkennen gibt. Und den Patienten zu schaffen macht: Das Brennen in der Speiseröhre kann äußerst unangenehm und auch oftmals stark schmerzhaft sein. Dazu addieren sich noch die Rülpser, mit denen sich die Speiseröhre den sauren Gasen in ihr entledigt. Liebend gerne tut sie das dann, wenn es so gar nicht passt. Etwa mitten in einer Business-Sitzung oder beim zärtlichen Küssen … Abgesehen vom schlechten Timing nervt auch der sehr saure Geschmack, den der Gasablass hinterlässt. Nicht umsonst heißt es ja saures Aufstoßen.

Was die Reflux-Krankheit verursacht

Was die Entstehung der Reflux-Krankheit begünstigst, sind Rauchen und zu viel Alkohol. Mit auf der Liste der potenziellen Übeltäter stehen auch kohlensäurehaltige Getränke und Kaffee sowie schwarzer Tee. Auch Wein, rot wie weiß, kann den Reflux fördern. Die möglichen Auslöser wirken sich allerdings individuell verschieden aus. Sprich: nicht bei jedem führen sie zu Reflux-Beschwerden. Gehen wir von den Getränken weiter zu den Speisen. Hier kommt es nicht so sehr darauf an, was wir uns servieren. Sondern vielmehr auf Eckdaten wie zu viel, zu fett und zu spät. Ein weiterer Risikofaktor und damit auch eine wichtige Ursache ist Übergewicht. Denn wer zu viele Kilos auf die Waage bringt, hat deutlich häufiger mit dem Feuer in der Speiseröhre zu kämpfen. Wer es dann schafft abzuspecken, wird mit weniger Beschwerden belohnt. Das ist auch durch Studien inzwischen sehr gut belegt. Last not least: Werdende Mütter leiden ebenso sehr häufig unter Reflux. Klar, denn der Nachwuchs schiebt mit zunehmender Größe den Magen von Mama immer weiter nach oben …

Sport als Auslöser

Es gibt auch schlanke Sportler, die Reflux bekommen. Das geht so: Beim Joggen etwa entspannt sich der Schließmuskel der Speiseröhre, medizinisch Sphinkter genannt. Durch den schlafferen Muskel kann es dann dazu kommen, dass Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt. So gibt es heute den Begriff des Jogger-Reflux: Neben dem Läuferknie kann es als Nebenwirkung von Joggen auch zu Reflux kommen. Doch nicht nur jene, die sich rennend oder laufend betätigen, haben diese Probleme. Besonders auch Radfahrer kennen es, dass ihnen ihr Sport Sodbrennen und saures Aufstoßen beschert.

Endoskopie zur Diagnose

Sodbrennen und saures Aufstoßen liefern bereits die entscheidenden Indizien dafür, dass es sich um die Reflux-Krankheit handelt. Um diese Diagnose zu sichern, empfehlen die offiziellen Leitlinien eine sogenannte Index-Endoskopie. Das bedeutet salopp formuliert „einmal reingucken“. Dabei möchte man wissen, ob eine Entzündung in der Speiseröhre vorliegt – dies ist bei 30 Prozent der Betroffenen der Fall. Zudem gilt es herauszufinden, ob eine anatomische Veränderung die Beschwerden verursacht. Dabei handelt es sich überwiegend um Hernien, kleine Aussackungen der Schleimhaut. Diese führen dazu, dass sich der Schließmuskel der Speiseröhre lockert, gewissermaßen „ausleiert“. In Folge rutscht der obere Teil des Magens hoch. Dadurch kann der Magensaft von den Muskeln nicht mehr zurückgehalten werden und steigt auf in die Speiseröhre: Die Anti-Reflux-Barriere funktioniert nicht mehr. So heißt der komplexe Mechanismus, der normalerweise dafür sorgt, dass der Magensaft dort bleibt, wo er hingehört. Eine Hernie beispielsweise kann ihn aushebeln.

Ablauf der Index-Endoskopie

Das „Reingucken“ erfolgt durch eine Spiegelung des oberen Verdauungstraktes mit dem Endoskop. Dieses wird dem Patienten durch den Mund eingeführt, um dann in die Tiefe gehend die Speiseröhre, den Magen und den Zwölffingerdarm zu begutachten. Für diese Untersuchung müssen Sie vollkommen nüchtern sein. Das bedeutet in der Praxis: Vier Stunden davor weder essen noch trinken. Denn das Trio, das untersucht wird, muss komplett leer sein. Ansonsten kann die Endoskopie keine verlässlichen Ergebnisse liefern.

Barrett-Schleimhaut

Rund zehn Prozent der Menschen mit Reflux-Krankheit haben sie entwickelt: Damit reagiert die Schleimhaut auf ihre ständige Belästigung durch die Magensäure. Meist ist der untere Abschnitt der Speiseröhre davon betroffen. Zu erkennen ist eine Barrett-Schleimhaut anhand von Umbauten in der Struktur der Schleimhaut. Normalerweise ist diese aus Platten aufgebaut, die schichtweise aufeinander aufliegen. Bei Barrett verändert sich die Schleimhaut von Platten in Zylinder – sie wird palisadenartig, wie auch die Schleimhaut im Magen. Durch diesen Umbau möchte sich die Schleimhaut der Speiseröhre besser vor Säureangriffen wappnen. Also ebenso unempfindlich gegen die Säure werden wie ihre Kollegin im Magen.

Die Größe des erkrankten Areals variiert zwischen einem und acht Zentimetern. Sollten sich bösartige Zellen entwickeln, muss der von Barrett-Schleimhaut betroffene Abschnitt entfernt werden. Aus diesem Grund müssen Patienten, die eine Barrett-Schleimhaut haben, auch überwacht werden – eine regelmäßige Kontrolle alle drei bis fünf Jahre soll sie davor schützen, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Diese Check-ups erfolgen wieder endoskopisch. Findet sich etwas Verdächtiges, wird dies auch gleich mit dem Endoskop entfernt.

Lesen Sie auf Journal Magen-Darm, wie der Reflux wirksam behandelt wird.

Foto: © Adiano / www.fotolia.com

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