Die Diagnose kommt meist in dem Alter, in dem auch ein Kinderwunsch besteht. Aber geht das denn mit CED überhaupt? Aber klar.
Bundesweit leiden rund 450.000 Menschen an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung – meist Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Anlässlich des Welt-CED-Tages am 19. Mai machte die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e.V. auf eine besondere Herausforderung für die Betroffenen aufmerksam: einen Kinderwunsch. Schließlich wird die Erkrankung meist zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr diagnostiziert – wenn vielfach die Familienplanung ansteht.
Ungetrübte Aussichten für den Kinderwunsch
Viele CED-Patienten entscheiden sich aus Angst, die Krankheit zu vererben, kinderlos zu bleiben. „Ein Grund dafür ist auch Sorge, dass die Medikamente gegen die Darmerkrankung dem ungeborenen Leben schaden könnten“, weiß Dr. med. Elena Sonnenberg, Gastroenterologin und Leiterin der CED-Ambulanz am Campus Benjamin-Franklin an der Charité Berlin. Diese Sorgen sind jedoch unbegründet, beruhigt die Expertin: denn in Phasen der Remission, also bei geringer Krankheitsaktivität, stehen die Aussichten auf eine Erfüllung des Kinderwunsches in der Regel genauso gut wie bei Gesunden; für Männer wie Frauen gleichermaßen.
Entwarnung auch bei Medikamenten und Entbindung
„Mit Ausnahme von Methotrexat, Ozanimod und den JAK-Inhibitoren kann und sollte die Medikation auch während einer Schwangerschaft fortgeführt werden“, so Dr. Sonnenberg. Denn ein Schub der Erkrankung stelle ein größeres Risiko für das ungeborene Kind dar als die Medikamente, mit denen die CED in Schach gehalten werde. Aus diesem Grund rät Dr. Sonnenberg auch zu einer engmaschigen Betreuung schwangerer CED-Patientinnen durch ihren Gastroenterologen. So kann ein Aufflammen der Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt werden. Auch in Bezug auf die Entbindung gibt es für die meisten CED-Patientinnen keine Einschränkungen. „Von einer vaginalen Entbindung wird heute nur noch dann abgeraten, wenn ein aktives Analfistelleiden besteht“. Selbst bei Patientinnen mit einer ileoanalen Pouchanlage, für die bislang immer ein Kaiserschnitt empfohlen wurde, sei eine vaginale Entbindung nicht mehr ausgeschlossen. Generell sollte die Entscheidung über den Geburtsmodus jedoch gemeinsam mit den behandelnden Geburtshelfern getroffen werden.
Werden diese Besonderheiten bei der Familienplanung berücksichtigt, stellt einen CED heute also keine Hürde mehr für einen Kinderwunsch dar. Wichtig ist es allerdings, so Prof. Dr. med. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover und Vorstandsmitglied der DGVS, dass die Schwangerschaft sorgfältig geplant, der behandelnde Gastroenterologe frühzeitig über den Kinderwunsch informiert und die Medikation entsprechend angepasst wird.
Quelle: DGVS