Insulin durch die Nase dämpft Hunger

Insulin aktiviert bestimmte Regionen im Gehirn, zeigt eine Studie. Damit könnte es zukünftig dabei helfen, Hungergefühl und Übergewicht zu regulieren.

Zwillinge Nase an Nase: Nasal verabreichtes Insulin wirkt im Gehirn und vermindert das Hungergefühl, wie eine Studie zeigt. Dies könnte neue Chancen in der Behandlung von krankhaftem Übergewicht, der Fettleibigkeit (Adipositas) eröffnen.Wann wir Hunger und worauf wir Appetit haben, was uns jetzt gerade super schmeckt und morgen vielleicht nicht mehr so – all das steuert eine Vielzahl von Hormonen. Eines der wichtigsten Strippenzieher dabei ist das Insulin. Dieses Hormon der Bauchspeicheldrüse spielt eine Schlüsselrolle für Essverhalten und Hungergefühl. Wie eine Studie ergab, ist es dafür nicht nur im Körper, sondern auch im Gehirn aktiv.

Insulin per Nasenspray getestet

Bereits länger ist bekannt, dass Insulin auf den Hypothalamus wirkt. Diese Region unseres Gehirns koordiniert alle hormonellen Abläufe und dirigiert das Vegetativum – also alles, was wir nicht willentlich beeinflussen können. Dazu gehören unter anderem der Blutdruck, der Wasserhaushalt, die Verdauung und auch die Nahrungsaufnahme.

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München wiesen jetzt nach, dass das Bauchspeicheldrüsenhormon auch in anderen Bereichen des Gehirns wirksam ist. Dazu hatten sie es gesunden jungen Erwachsenen per Nasenspray verabreicht. Diese intranasale Gabe umgeht die Bluthirnschranke und das Hormon gelangt so direkt ins Gehirn. Dann erfassten die Helmholtz-Forscher die Hirnaktivitäten mittels Magnetresonanz-Tomographie. Ergebnis: Die Verbindungen zwischen den Nerven im sogenannten Ruhestandsnetzwerk verbesserten sich. Auch Default Mode Network (DMN) genannt, handelt es sich hierbei um eine Gruppe von Hirnregionen, die aktiviert werden, wenn der Mensch ruht und keinerlei Aufgaben nachgeht.

Veränderungen im Gehirn beeinflussen Essverhalten

Die Effekte auf das DMN veränderten das Hungergefühl: Nach der Insulingabe durch die Nase hatten die Teilnehmer der Studie* erheblich weniger Hunger. Das war auch bei jenen mit zu vielen Kilos in der Bauchgegend der Fall. Das ist insofern sehr bedeutsam, weil Menschen mit viel Bauchfett normalerweise ein stärkeres subjektives Hungergefühl haben als andere. Außerdem beobachteten die Wissenschaftler, dass Insulin im Gehirn auch die Wirkung des Hormons im Körper verbessert. Das wirkt der Entstehung von Übergewicht und Fettsucht (Adipositas) sowie Typ-2-Diabetes entgegen.

Die Resultate dieser Untersuchungen geben berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass Insulin – durch die Nase verabreicht – helfen kann, das Essverhalten zu regulieren und damit abzunehmen. Möglicherweise ein wichtiger neuer Ansatz im Kampf gegen Übergewicht, einem der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit …

*Kullmann, S. et al. (2017): Intranasal insulin enhances brain functional connectivity mediating the relationship between adiposity and subjective feeling of hunger. Scientific Reports, DOI:10.1038/s41598-017-01907-w

Foto: © Meddy Popcorn / fotolia.com
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