Fettsucht: Magen und Darm mischen mit

Neue Erkenntnisse zeigen, dass an Fettsucht auch Magen und Darm beteiligt sind: Deren Hormone haben Einfluss auf Hunger- und Sättigungsgefühl.

Dicker Mann beim Meditieren: Neue Studien zeigen, dass Fettsucht durch ein Zusammenspiel von Kopf und Bauch entsteht.

Fettsucht, auch Adipositas genannt, ist zur weltweiten Epidemie geworden: 700 Millionen Menschen rund um den Globus sind davon betroffen. Bei unserer derzeitigen Weltbevölkerung sind das knapp zehn Prozent –Tendenz rasant steigend. In Deutschland ist bereits ein Viertel der Bevölkerung betroffen. Sie hat einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30, also mehr als nur Übergewicht. An dieser Entwicklung sind zweifelsohne die heutigen Ernährungsgewohnheiten und zu wenig Bewegung schuld. Aber nicht nur.

Die Achse zwischen Bauch und Kopf

Durchfall vor Nervosität, etwa vor einer Prüfung, Liebe geht durch den Magen, etwas ist einem auf den Magen geschlagen … Sprache und Alltag geben zahlreiche Beispiele dafür, wie Gehirn und Verdauungstrakt zusammen arbeiten. Inzwischen zeigt sich in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen, dass auch unser Bedürfnis nach Essen über diese Achse gesteuert wird: Hormone aus dem Magen und dem Darm entpuppten sich als entscheidend darüber, ob wir satt sind oder nicht. Sie sorgen mit dafür, dass so viele Menschen so viel dicker werden. Das ist nun kein Freibrief für hemmungsloses Schlemmen und auch keine Ausrede nach dem Motto „ich kann nichts dafür, dass ich so fett bin – das sind die Hormone …“ Aber es ist eine Erklärung und somit ggf. ein Ansatz für neue Therapien.

Fettsucht wird getriggert

Wie Forscher herausgefunden haben*, beeinflussen eine ganze Reihe unterschiedlicher Hormone unser Hunger- und Sättigungsgefühl. Sie werden im Magen-Darm-Trakt gebildet und von hier aus freigesetzt. Das gibt es beispielsweise ein Hormon namens Ghrelin. Es stammt aus dem Magen und regt uns zum Essen an, indem es unser Hungerzentrum aktiviert. Sind wir gesättigt, nimmt dieses Hormon im Blut wieder ab. Deshalb suchen eine Reihe von pharmazeutischen Unternehmen jetzt nach Möglichkeiten, die Wirkung von Ghrelin zu blockieren. Damit ließe das Empfinden von Appetit und Hunger bei Adipösen gezielt unterdrücken. Das gleiche ist der Fall bei Cholecystokinin, einem Hormon aus dem Darm. Werden seine Effekte ausgeschaltet, kommt es zu einer deutlichen Gewichtsabnahme. Denn dann nimmt der Darm weniger Fett aus der Nahrung auf und zugleich steigt der Energieverbrauch. Bei Mäusen klappt das mit dem Abnehmen bereits wunderbar. Nun sollen Versuche an Menschen folgen. Zumal weitere Studiendaten andeuten, dass die Darmflora Einfluss auf unser Körpergewicht hat**.

Diese und andere aktuellen Forschungen nähren die Hoffnung, das schwerwiegende Problem Fettsucht besser in den Griff zu bekommen.

*Hussain S.S. et al. Int. J. Obesity 2013; 37: 625 – 633.
**Perry R.J. et al. Nature 2016; 534: 213 – 217.
Foto: © YakobchukOlena / fotolia.com
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