Darmbakterien sind mit an der Entstehung von Darmkrebs und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen beteiligt. Die Erkenntnisse von Darmforschern zeigen aber auch Vorteile.
Ohne die Bakterien in unserem Darm ginge nichts bei der Verdauung. Zudem halten sie uns gesund und stärken unser Abwehrsystem – noch lange nicht alles, was sie Gutes für uns tun. Darmbakterien haben allerdings zwei Seiten: neben der nützlichen für die Gesundheit auch eine krankmachende. Denn sie können auch Entzündungen verursachen und die Krebsentstehung fördern.
Neues zu CED
Etwa 400.000 Menschen in Deutschland leiden unter den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Bei beiden ist die friedliche Koexistenz von Darmbakterien und Abwehrsystem gestört. Warum, war nicht bekannt. Nun wurde herausgefunden, dass ein körpereigener Botenstoff eine entscheidende Rolle bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, kurz CED, spielt. Er heißt Interleukin und wird von unseren Abwehrzellen gebildet. Bei gesunden Menschen fördert er die Wundheilung und die Produktion von antimikrobiellen Stoffen, welche die Bakterien im Darm in Schach halten. Prof. Dr. Samuel Huber vom Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, UKE, entdeckte, dass Patienten mit CED zu viel Interleukin bilden*. Das führt zu einer Abwehrreaktion der Darmbakterien – und zur Entstehung einer chronischen Entzündung im Darm.
Darmbakterien als Krebsauslöser
Etwa fünf Prozent aller Patienten mit Colitis ulcerosa erkranken im Verlauf ihres Lebens an Darmkrebs. Auch bei Morbus Crohn ist das Risiko erhöht, wenn auch weniger stark. Prof. Dr. Sebastion Zeißig von der Technischen Universität Dresden wies nach, dass Darmbakterien ein möglicher Auslöser dieser Krebserkrankung sind**. Durch die Entzündung kommen die Bakterien mit den Schleimhautzellen in Kontakt. In den Zellen setzen sie eine Signalkette in Gang, die am Ende zu Darmkrebs führt. Durch Beeinflussung der Bakterien könnte sich die Entstehung von Krebs bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen verhindern lassen.
Für ihre “hervorragenden und zukunftsträchtige Ergebnisse in der Gastroenterologie” wurden die beiden Darmforscher jetzt mit dem diesjährigen Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin ausgezeichnet.
* Huber S. A. et al. Science 2016; 354(6310): 358-362.
**Zeissig S. et al. Nature Medicine 2016; 22(5): 506-15.
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