Bei Rheuma stehen Schmerzen in Gelenken oder Weichteilen zwar im Vordergrund. Doch es birgt auch Risiken für Herz und Gefäße.
In Deutschland leiden etwa zwanzig Millionen Menschen an einer rheumatischen Erkrankung. Von dem entzündlichen Geschehen dabei können nicht nur der Bewegungsapparat, sondern auch Herz und Gefäße betroffen sein. „Begleitende Erkrankungen von Herz und Gefäßen treten bei Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen häufiger auf als bei ansonsten Gesunden“, so Prof. Dr. med. Udo Sechtem vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
Gefäßschäden durch Rheuma
Rheumapatienten haben auch in den Wänden ihrer Blutgefäße ein erhöhtes Risiko für entzündliche Aktivitäten. Dadurch kommt es bei ihnen vermehrt zu einer Verkalkung der Gefäßwände, der Arteriosklerose. Die Folge können Gefäßkomplikationen bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall sein. „Wer an Rheuma leidet, sollte deshalb zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen“, rät Prof. Sechtem: Patienten mit rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew oder Psoriasis-Arthritis sollten mindestens alle fünf Jahre zur Herzvorsorgeuntersuchung. So lautet auch die Empfehlung der „Europäischen Liga gegen rheumatische Erkrankungen“ (EULAR). Vollkommen zu Recht. Denn das Risiko eines Rheumapatienten, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, entspricht dem eines Patienten mit Diabetes mellitus beziehungsweise dem eines zehn Jahre älteren Patienten ohne Rheuma. So tritt eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bei älteren Patienten mit rheumatoider Arthritis doppelt so häufig auf wie bei gleich alten Personen ohne Rheuma.
Vorsicht bei Brustschmerzen und Luftnot
Vor allem die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, können von der Arteriosklerose betroffen sein. Liegt zusätzlich eine rheumatische Erkrankung vor, beschleunigt sich die Arteriosklerose. Ablagerungen in den Gefäßen, Plaques genannt, drohen schneller aufzureißen und leiten Katastrophen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ein. Diese Gefahr steigt insbesondere dann, wenn die Betroffenen zusätzlich erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht haben. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Rheumapatienten neue Symptome wahrnehmen: „Brustschmerzen oder Luftnot bei Belastung, die zuvor problemlos bewältigt wurden, sollte man ernst nehmen und umgehend den Arzt aufsuchen“, warnt Prof. Sechtem.
Vorsorge bei Rheumapatienten verbessern
Damit es gar nicht erst zu Herz- und Gefäßkomplikationen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bis hin zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche kommt, „muss der Vorsorge ein noch höherer Stellenwert als bislang eingeräumt werden“, betont der Kardiologe. Die Vorsorge umfasst eine Laboruntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und der Gefäße, ebenso EKG und bildgebende Verfahren zur Feststellung von Durchblutungsstörungen des Herzens und Ablagerungen in den Gefäßen (CT, MRT). Auch bei größeren Umstellungen der Rheumatherapie wird geraten, das Herz- und Gefäßrisiko zu überprüfen. Neben der medikamentösen Behandlung der entzündlichen Krankheitsaktivität und Einstellung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten ist ein gesunder Lebensstil von Bedeutung: Neben einer gesunden Ernährung und dem Verzicht auf das Rauchen ist die regelmäßige Bewegung von besonderer Bedeutung.
Der Video-Clip „Folgen von Rheuma für Herz und Gefäße“ mit dem Experten Prof. Udo Sechtem ist abrufbar unter: https://youtu.be/t1DvzDvOR-Q
Tipp
Die Herzstiftung informiert ausführlich über die Folgen von Rheuma für Herz und Gefäße in ihrer aktuellen Ausgabe HERZ heute 2/2020. Das Heft kann per Tel. unter 069 955128-400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de kostenfrei angefordert werden.
Quelle: Deutsche Herzstiftung