Bei der Zusammensetzung unserer Darmflora und der Artenvielfakt der Bakterien im Darm redet die Bauchspeicheldrüse regelmäßig ein deutliches Wort mit.
Rund 38 Billionen Bakterien leben in unserem Darm. Dabei wurden inzwischen 40.000 verschiedene Bakterienarten ausfindig gemacht. Obwohl diese Einzeller so winzig klein sind, bringen sie es doch zusammen auf ein Gewicht von zwei Kilogramm – so viel wiegt unsere Darmflora im Schnitt.
Vielfalt im Darm fördert die Gesundheit
Wie sich die Darmbakterien in ihrer Art und Menge zusammensetzen, hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Ein besonders artenreiches Darmmikrobiom, so nennt man die Gesamtheit der Mikroorganismen, hat gesundheitsfördernde Wirkungen. Viele Erkrankungen gehen mit einer Abnahme der Artenvielfalt der Bakterien im Darm einher. Was aber bestimmt die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm? Einerseits ist die Mischung der Bakterienarten des Menschen erblich bedingt und kann fast als persönlicher Fingerabdruck angesehen werden. Andererseits spielen Ernährung und Medikamente auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Die Bauchspeicheldrüse und ihre Getreuen
Forscher an der Universitätsmedizin Greifswald haben jetzt entdeckt, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien viel stärker von der Bauchspeicheldrüse kontrolliert wird als von allen anderen bekannten Faktoren. Neben vielen anderen Faktoren haben die Wissenschaftler sowohl die Konzentration von Elastase, einem Verdauungsenzym der Bauchspeicheldrüse im Stuhl gemessen, als auch die stimulierte Ausscheidung von Pankreassaft in den Dünndarm.
Eine verminderte Konzentration der Elastase war mit starken Veränderungen der Zusammensetzung und Artenvielfalt des Mikrobioms verknüpft. So stiegen die eher gesundheitsschädlichen Prevotella-Bakterien an und die gesundheitsförderlichen Bacteroides-Arten nahmen ab. Der Einfluss des Volumens des Pankreassaftes auf die Vielfalt der Bakterienstämme war dabei deutlich geringer als die Konzentration des Verdauungsenzyms Elastase.
Überraschend starker Effekt
„Was uns sehr überrascht hat, ist die Stärke des Effekts“, so der Direktor der Inneren Klinik an der Unimedizin Greifswald, Prof. Markus M. Lerch. Die Bauchspeicheldrüse kontrolliert die Artenvielfalt der Darmbakterien viel tiefgreifender als alle bisher bekannten Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ernährung oder etwa die Einnahme von Magensäureblockern. „Auf jeden Fall bedeutet diese Entdeckung einen wirklichen Fortschritt im Verständnis über den Zusammenhang zwischen Verdauung und Darmmikrobiom“.