Herzschrittmacher klar, aber Magenschrittmacher? Die gibt es auch und sie machen einen tollen Job: sie bringen die Verdauung in Schwung.
Damit die Nahrung, die wir zu uns nehmen, richtig verdaut wird, müssen sich die Muskeln in Magen und Darm kontinuierlich bewegen. Diese Dauerleistung heißt medizinisch Peristaltik. Sie schiebt den Nahrungsbrei ähnlich den Bewegungen eines Regenwurms durch den gesamten Verdauungstrakt. Während dieser Reise können Verdauungssäfte, Bakterien & Co. für die lebenserhaltende Nutzung dessen sorgen, was wir zu uns nehmen. Den Regenwurm in unserem Verdauungstrakt können wir allerdings nicht willentlich steuern. Für seine Arbeit sorgt ein eigenes Nervengeflecht im Bauch – das sogenannte enterische Nervensystem. Auch Bauchhirn genannt ist es unabhängig vom zentralen Nervensystem aktiv.
Peristaltik aus dem Takt
Die Bewegungen in Magen und Darm können allerdings ermüden oder gar komplett zum Stillstand kommen. Das kann unter anderem durch Erkrankungen wie Diabetes passieren. Er kann die enterischen Nerven beschädigen und so die Beweglichkeit von Magen und Darm beeinträchtigen. Ebenso kann ein geschädigter Nervus vagus die Peristaltik aus dem Takt bringen. Dieser Nerv ist die wichtigste Verbindung des Magens zum Gehirn. Ist er gestört, kann die Nahrung nicht mehr adäquat aus dem Magen entleert werden und verbleibt hier viel zu lange. Die Folge dessen sind Völlegefühl, Schmerzen, Übelkeit, Durchfälle und Erbrechen. Mitunter sind die Muskeln im Magen sogar komplett gelähmt.
Der Magenschrittmacher kriegt es in Griff
Dem Stillstand im Magen lässt sich zunächst mit speziellen Diäten und mit Medikamenten begegnen, welche die Magenentleerung ankurbeln. Des Weiteren kann der Magenausgang chirurgisch erweitert werden, um so den Abtransport der Nahrung zu erleichtern. Wenn alle diese Maßnahmen nichts bringen, kommt der Magenschrittmacher zum Einsatz – im wahrsten Sinn des Wortes. Denn das kleine, fünf mal sechs Zentimeter messende Gerät wird im Unterbauch unter der Haut eingesetzt. Seine beiden Elektroden werden danach mit den Muskeln der Magenwand verbunden. Sie geben leichte elektrische Impulse ab und regen auf diese Weise den Magen wieder zur Bewegung an. Die Intensität dieser Impulse wird individuell abgestimmt: jeder Patient bekommt seine passende Dosierung.