Antibiotika: je kürzer, desto besser

Eine kürzere Behandlungsdauer mit Antibiotika ist genauso wirksam. Die Darmgesundheit wird geschont und es entstehen weniger Resistenzen gegen die Mittel.

Frau nimmt Antibiotika ein.

Mit der Einnahme von Antibiotika ist das so eine Sache. „Muss das wirklich sein?“ fragen viele Patienten vollkommen zu Recht. Denn oftmals sind diese Medikamente gar nicht nötig. So beispielsweise bei grippalen Infekten – diese werden durch Viren verursacht. Doch Antibiotika bekämpfen Bakterien. Der unsachgemäße Gebrauch hat uns bereits ein weltweites großes Problem beschert: multiresistente Keime. Diesen Einzellern kommt kein Antibiotikum mehr bei, einerlei wie stark. Denn sie sind einfach mal resistent dagegen geworden. Ätsch. Und dann sind da natürlich noch die schädlichen Nebenwirkungen, vor allem auf die Darmflora. Fazit: Die Behandlung mit den antibakteriellen Arzneien wird immer umstrittener.

Wie lange Antibiotika einnehmen?

Den meisten von uns ist folgende Regel geläufig: Ein Antibiotikum sollte auch noch nach dem Verschwinden der Symptome und stets bis zum Ende der Packung eingenommen werden. Doch diese Faustregel ist überholt. Untersuchungen der letzten Jahre liefern immer mehr Belege, dass bei vielen Infektionen eine kürzere Einnahmezeit genauso wirksam und oft sogar überlegen ist*. So erwies sich etwa bei einer Lungenentzündung eine fünftägige Antibiotika-Therapie als ebenso wirksam wie eine 10-tägige**.

Weniger Resistenzen, weniger Nebenwirkungen

Viele Jahre ging man davon aus, dass eine längere Behandlung mit Antibiotika die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr der Infektion oder die Ausbildung von Resistenzen verringert. Dahinter stand der Gedanke, möglichst alle krankmachenden Bakterien abzutöten. Heute wissen wir: Je länger die Bakterien dem Druck eines antimikrobiellen Wirkstoffs ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher überleben gegen das Mittel unempfindliche Erreger. Eine kürzere Einnahme hat nicht nur den Vorteil von weniger Resistenzen. Sie geht auch mit weniger Nebenwirkungen einher. Davon profitiert besonders unsere Darmgesundheit. Denn Antibiotika können den Heerscharen der Darmbakterien, dem Mikrobiom, nachhaltig und ordentlich Schaden zufügen. Die winzigen Mitbewohner können also aufatmen, wenn sie solche Angreifer künftig kürzer bedrohen.

* Llewelyn M. J. et al.: The antibiotic course has had its day. BMJ 2017; 358: j3418
http://www.bmj.com/content/358/bmj.j3418
*Brad Spellberg: The New Antibiotic Mantra – “Shorter Is Better”, JAMA Intern Med. 2016 Sep 1; 176(9): 1254–1255. doi: 10.1001/jamainternmed.2016.3646 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5233409/
** Uranga A. et al.:Duration of Antibiotic Treatment in Community-Acquired Pneumonia. A Multicenter Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. 2016; 176(9): 1257–1265. doi:10.1001/jamainternmed.2016.3633
http://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2536189
Foto: © benik.at / fotolia

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