Der Reizdarm geht mit unterschiedlichen Beschwerden einher. Deshalb gibt es nicht DIE eine Therapie – behandelt wird je nach Problem.
Das Wichtigste zuerst: Ein Reizdarm ist behandelbar! Häufig hören die Patienten vom Arzt „ damit müssen sie leben„ oder „da kann man nichts machen“. Das ist aber nicht richtig! Denn es gibt wirksame Behandlungsmethoden – niemand muss mithin damit und mit den belastenden Beschwerden leben. Und, viele der Betroffenen verlieren ihr Reizdarmsyndrom wieder: bei dreißig bis vierzig Prozent von ihnen gehen die Beschwerden ganz von alleine wieder weg. Auch davon abgesehen ist die Prognose bei dieser Erkrankung günstig. Es lässt sich also etwas gegen einen Reizdarm machen. Lassen Sie sich bitte nichts anderes einreden.
Reizdarm ist nicht Reizdarm …
Die medikamentöse Behandlung des Reizdarms ist weit gefächert. Schließlich geht er ja mit vielen verschiedenen Beschwerden einher. Anhand dieser wird die Therapie ausgerichtet: Diese orientiert sich an den Symptomen. Handelt es sich um einen Reizdarm vom Durchfall-Typ, steht also Durchfall im Vordergrund, werden natürlich andere Medikamente eingesetzt, als beim Verstopfungs-Typ. Sie ahnen es sicher bereits: Es lassen sich keine allgemeingültigen Empfehlungen zur Behandlung geben. Sondern je nach Problem kommen Vertreter verschiedener Medikamentengruppen zur Anwendung. Welche das sind, lesen Sie jetzt.
Krampflöser: gegen Schmerzen
Medizinisch Spasmolytika genannt handelt es sich hier um Wirkstoffe, welche die glatte Muskulatur der inneren Organe entspannen. Sie werden deshalb bei schmerzhaften Krämpfen im Verdauungstrakt eingesetzt. Einige der Krampflöser (meist pflanzliche Präparate) erhalten Sie ohne Rezept in der Apotheke. Für andere wie etwa den Wirkstoff Duspatal benötigen Sie jedoch ein Rezept von Ihrem Arzt.
Lösliche Ballaststoffe: gegen Durchfall, Verstopfung und Schmerzen
Lösliche Ballaststoffe kommen natürlich in unserer Nahrung in Obst und Gemüse vor. Beim Reizdarm und anderen Darmerkrankungen nimmt man spezielle Präparate ein, die lösliche Ballaststoffe in hoher Konzentration enthalten. Sie dienen der Linderung von Schmerzen und werden gegen Durchfälle wie auch Verstopfung bei der Erkrankung eingesetzt. Lösliche Ballaststoffe erhalten Sie rezeptfrei in Apotheken.
Probiotika: gegen Blähungen, Schmerzen, Durchfall und Verstopfung
Dabei handelt es sich um Mittel, die lebensfähige Bakterienkulturen enthalten; zum Beispiel Milchsäurebakterien. Zur Behandlung müssen Probiotika in sehr hohen Dosierungen eingenommen werden, damit auch ausreichend von ihnen noch lebend in den Darm gelangen – Joghurt mit lebenden Milchsäurebakterien zu löffeln bringt also nichts. Deshalb sind zum therapeutischen Einsatz Probiotika in Kapselform angezeigt, welche die Bakterien in großen Mengen enthalten. Probiotika werden als Arzneimittel verwendet und sind alle rezeptfrei erhältlich.
Pflanzliche Arzneimittel: gegen Schmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen
Beim Reizdarm kommen Kombinationspräparate zur Anwendung, die mehrere pflanzliche Zutaten enthalten. Dazu gehören die Bittere Schleifenblume, Schöllkraut, Kamillenblüten, Süßholz- und Angelikawurzel, Kümmel- und Mariendistelfrüchte sowie Melisse- und Pfefferminzblätter. Pflanzliche Präparate erhalten Sie ohne Rezept in der Apotheke.
Abführmittel: gegen Verstopfung
Ihr Prinzip beruht darauf, die Darmentleerung zu fördern und zu beschleunigen. Macrogol ist einer der Wirkstoffe, die beim Reizdarm am häufigsten eingesetzt werden. Er bindet Wasser im Darm, was das Stuhlvolumen erhöht und den Darmbewegungen einen Kick gibt – die Peristaltik wird durch das höhere Volumen reflexartig angeregt. Abführmittel wie Macrogol erhalten Sie ohne Rezept in der Apotheke.
Loperamid: gegen Durchfall
Loperamid verlangsamt die Peristaltik und damit die Darmpassage des Nahrungsbreis. Durch die verminderten Bewegungen des Dickdarms wird dem Nahrungsbrei mehr Wasser entzogen – er dickt dadurch ein, was den Durchfall stoppt. Loperamid ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Konsequenz und Geduld gefragt
Nehmen Sie die Medikamente zur Behandlung Ihres Reizdarms regelmäßig wie verordnet ein. Nur mal wenn es gerade zwickt, bringt das meistens nichts. Das gilt auch und ganz besonders für pflanzliche Arzneimittel. Gerade diese erfordern eine kontinuierliche Anwendung. Zudem sollten Sie wissen und berücksichtigen, dass Arzneimittel oft nicht gleich sofort Linderung verschaffen wie etwa eine Kopfschmerztablette. Bis zur Beschwerdebesserung kann es länger dauern, nämlich vier bis sechs Wochen.
Tipp: Reden Sie darüber!
Berichten Sie Ihrem Arzt unbedingt davon, wenn Ihnen ein Medikament zur Behandlung nicht hilft. Denn es macht überhaupt keinen Sinn, eine Therapie weiterzuführen, die nicht wirksam ist. Und es kann im ungünstigsten Fall auch riskant sein.
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